Gabriel Loidolt Livres






Yakuza
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Eine junge Frau aus Sibirien sucht einen Tätowiermeister in Zentraleuropa auf, um sich ein Irezumi (eine Rückentätowierung) mit ungewöhnlichem Motiv stechen zu lassen. Die Vorlage, ein Vexierbild, wie sich am Ende herausstellt, gibt sie nur stückweise preis. Der schweigsame Mann, der seine Kunst in Japan erlernte, hat ein verbranntes Gesicht, das ihn zur Einsamkeit verdammt, aus der es kein Entrinnen zu geben scheint. Fast wäre er deswegen zum Mörder geworden. Die Frau bringt ihn nach einigen schmerzhaften Sitzungen so weit, seine Geschichte zu erzählen - im Gegenzug erzählt sie ihre. Doch der Mann umgeht die letzte Wahrheit geschickt, bis die Frau, die ebenfalls etwas aus Scham zu verbergen sucht, das Geheimnis des dreißig Jahre zuvor verwüsteten Gesichts intuitiv erfasst und ausspricht: Das führt zu einer Katastrophe und zur Erlösung beider. Gabriel Loidolt erzählt eine spannende, lebenspralle Geschichte in einer scheinbar einfachen und klaren Sprache voller Sinnlichkeit, die nicht zufällig an die meisterlichen Pinselstriche japanischer Kalligraphen erinnert, bei deren Kunst, Bild und Wort eine untrennbare Einheit bilden und die trotzdem auf mehrere Arten lesbar sind.
Ob ein Mann in bestem Alter, der auf Freiersfüßen eine Kleinigkeit übersieht; eine Baronin, die bestimmte Probleme auf höchst unkonventionelle Weise löst; eine junge Tramperin aus Japan, die kostenlose Unterkünfte dankbar, aber mit Hintergedanken annimmt; ob ein Herr Mayer, der in Thailand spurlos verschwindet. Loidolt erzählt konkret und sehr erotisch, von witzig-humorvoll über melancholisch bis beinhart, ja schamlos. Seine Helden sind Verletzte, Eigenbrötler, Liebessüchtige, die sich manchmal selbst im Weg stehen oder dem Alltag und seinen Mechanismen hilflos ausgeliefert sind. Loidolts Geschichten sind menschlich und sehr berührend, trotzdem nie voyeuristisch. Zehn Mal entführt Loidolt den Leser in einen Mikrokosmos, zehn Mal zeigt er, dass er nicht nur im Roman, sondern auch in der knappen Form der Erzählung ein Meister ist, zehn Mal lässt er die Liebe und ihre Bedingtheiten neu erstehen.
Ein Lehrauftrag führt einen jungen Wissenschaftler nach Irland, wo er sich in die aparte Laura verliebt. Nur zögerlich geht sie auf seine Annäherungsversuche ein: Sie ist verheiratet, wenn auch getrennt lebend, und muss sich dem strengen Moralkodex der irischen Gesellschaft beugen, in der Verhütungsmittel noch ebenso tabu sind wie Ehescheidungen. Ihre Zurückhaltung macht Laura für den jungen Mann noch begehrlicher, und statt die moralischen Grenzen seines Gastlandes zu akzeptieren, setzt er sich blind verliebt darüber hinweg und ignoriert die Schwierigkeiten, in die er Laura mit seinen Avancen bringt. Das herzliche Verhältnis zwischen ihm und ihrer kleinen Tochter kann Laura nicht umstimmen, im Gegenteil, sie entzieht sich ihm immer mehr. Verletzt und enttäuscht kehrt er auf den Kontinent zurück. ■ Zwanzig Jahre später begegnen sich die beiden wieder. Laura ist nun frei, nichts und niemand würde einem Neubeginn im Wege stehen – scheint es.