Der Esstisch der vielköpfigen sephardischen Familie im kolumbianischen Medellín ist sozusagen der Nabel der Welt. Hier wird erlebt und verhandelt, was wichtig ist im Leben. Und wie schon in Das meschuggene Jahr berichtet der 13-jährige Junge die Dinge so, wie er sie sieht. Von der Liebe wissen die Kinder wenig. Die Eltern gehören halt einfach zusammen, man kennt das – nie hätte man dafür ein so seltsames Wort wie Liebe verwendet. Nur die vorwitzige und superschlaue Victoria, die schon alle Bücher in ihrer Reichweite gelesen hat, weiß, was Liebe ist, weil sie schon mal einen Verehrer gehabt hat: Liebe sei, erklärt sie ihren Geschwistern, einen Schwachkopf mit Pickeln im Gesicht vor sich zu haben. Doch dann bricht wirklich die Liebe aus – eine Liebe, die nicht sein darf. Sie verändert Personen, die man zu kennen geglaubt hatte, bringt die ohnehin chaotische Welt der kleinen jüdischen Gemeinde im Stadtteil Prado durcheinander und stellt die Familie vor eine Zerreißprobe. Mit eindringlicher und von feinem Humor geprägten Erzählweise entführt uns Memo Anjel – seinem Vorbild Isaac B. Singer sehr nah kommend – in den Mikrokosmos einer faszinierenden jüdischen Lebenswelt, deren liebevoll gezeichnete Figuren dem Leser unvergesslich bleiben.
Memo Anjel Livres




Das meschuggene Jahr
Roman
Schauplatz ist die kolumbianische Großstadt Medellín, aber nicht das Medellín der Drogenkartelle und der Gewalt, das wir aus den Medien kennen. Der Autor zeigt uns, dass hier, im jüdischen Stadtteil Prado, hauptsächlich gelebt wird – gelebt, geträumt, geliebt, gewerkelt, erzählt, erfunden, gesponnen, getanzt, gefeiert, gesündigt, verstoßen und vergeben. Mit den Augen eines 13-jährigen Jungen erleben wir die täglichen Glücksmomente und häuslichen Katastrophen einer zehnköpfigen sephardischen Familie und ihrer Gäste, das Wechselspiel von Erwartungen, Enttäuschungen und Erfüllung rund um einen großen Traum: eine Reise in die Stadt aus Gold, Jerusalem. In der Synagoge ist diese Familie nicht oft anzutreffen, sie gelten als Ketzer. Der Vater, ein Erfinder, hat seinen eigenen Glauben: Gott gibt dir das Werkzeug, das Wunder musst du selbst vollbringen. Doch nur Onkel Chaim produziert etwas: einen Skandal nach dem anderen. Zum Glück hält die Mutter, vom schwarzen Dienstmädchen Zoila unterstützt, das Chaos zusammen: der Esstisch als Nabel der Welt. Memo Anjel erzählt mit feinem Humor und kraftvollen Bildern und zeichnet seine Figuren mit liebevoller Hand. So entstand ein ganz und gar ungewöhnliches Werk lateinamerikanischer Literatur.
Memo Anjel vereint in seinen Erzählungen jüdische und tropische Kultur und bietet einen einzigartigen Blick auf die lateinamerikanische Literatur. Seine Geschichten reichen von sephardischen Wurzeln über karibische Küsten bis hin zu surrealen Erlebnissen im Krankenhaus, und reflektieren die Magie des Menschlichen in vierzehn Erzählungen.
Geschichten vom Fenstersims
Erzählungen
Erzählungen von den zwanghaften Handlungen der Großstädter in Zeiten der Einsamkeit – von einem der wichtigsten kolumbianischen Autoren der Gegenwart. Die „Geschichten vom Fenstersims“ bestehen aus Beobachtungen aus dem alltäglichen Leben. Anjel, der behauptet, daß das Glück auch in den unmöglichsten Situationen seine Fallen auslegt, findet es auf seinen Expeditionen durch die Großstadt. In diesem Buch erzählt er davon, absurde Geschichten aus einer Stadt, die „dazu zwingt, sich Fragen zu stellen.“ Mit ihrem skurrilen Verhalten stellen Memo Anjels Protagonisten das wohlgeordnete Leben der Nachbarschaft auf den Kopf. Mit einem Mal fallen sie im Wortsinn aus dem Rahmen, wenn sie ihre Wohnung nur noch durch das Fenster verlassen oder bewaffnet nächtliche Patrouillen im Hausflur unternehmen: „Von einem Nachbarn kann man alles erwarten.“ Memo Anjel ist ein Meister darin, von kleinen Ereignissen zu berichten, die ins Surreale kippen, und von den Dingen zu erzählen, die da sind, während man sie nicht sieht. Er präsentiert phantastische Ansichten über ein Stadt, die immer in Bewegung ist, die erscheint und wieder verschwindet.