"Heil dem Bürger des kleinen Städtchens"
Studien zur sozialen Theorie der Idylle im 18. Jahrhundert
Ausgehend von systemtheoretischen Grundannahmen bietet der Verfasser einen sozialhistorisch akzentuierten Blick auf die Gattungsgeschichte der literarischen Idylle im 18. Jahrhundert. Er ordnet die Quellen neu und konstatiert einen Bruch in der Entwicklung der Gattung nicht mit der empfindsamen Idyllik Geßners, sondern erst mit den kritischen Auseinandersetzungen, die auf ihn folgten. Leben und Werk Geßners werden einer als „komplementär“ bezeichneten Tradition sozialer Theorie zugeordnet, die aus den Grundlagenschriften des säkularen Naturrechts abgeleitet wird. Hierbei werden die „kleinen Gesellschaften“ emotional verbundener Gruppen in die Theorien der „großen Gesellschaft“ integriert, die auf die selbstbezüglichen Neigungen und Interessen der Individuen zurückgreifen. Dies führte zu einem beschränkten Geltungsanspruch „schöner Literatur“, in der das Ideal harmonischer Geselligkeit Ausdruck fand. Mit der Infragestellung und Ablehnung dieses Geltungsanspruchs musste sich auch der soziale Status des Idyllischen entscheidend verändern. Der Verfasser verfolgt diese Veränderungen anhand zentraler Autoren der Idyllentheorie von Geßner bis Goethe und berücksichtigt dabei ausführlich deren sozialtheoretischen Kontext, einschließlich bislang wenig beachteter Texte, wie die Einsamkeitsschriften von J. G. Zimmermann und J. H. Obereit.
