Frank Soetermeer Livres


Utrumque ius in peciis
Die Produktion juristischer Bücher an italienischen und französischen Universitäten des 13. und 14. Jahrhunderts
Die umfangreiche Produktion juristischer Handschriften zwischen 1250 und 1350 in Universitätsstädten wurde durch das in Bologna entstandene Peciensystem ermöglicht. Dieses System basierte auf der Nutzung von „exemplaria“, die aus losen, nicht gebundenen und nummerierten Lagen, den sogenannten Pecien, bestanden. Berufsschreiber in den Universitätsstädten erhielten jeweils nur eine Pecia, die sie innerhalb einer Woche kopieren und dann gegen die nächste eintauschen mussten. Dadurch konnten mehrere Schreiber gleichzeitig dasselbe Exemplar verwenden, was die Handschriftenproduktion erheblich förderte. Der Autor zeigt, dass der Großteil der Handschriften mit Legaltexten und Apparaten beider gelehrter Rechte auf diese Weise hergestellt wurde. Die Universität überwachte die Zuverlässigkeit der „exemplaria“, jedoch hatte diese Kontrolle in der Praxis oft geringe Wirkung, was zu zahlreichen Verfälschungen der Texte führte. Auch andere Eigenheiten der Überlieferung sind durch diese Produktionsweise erklärbar. Die universitäre Buchproduktion ist eng mit der Geschichte der mittelalterlichen Wissenschaft, der Universität und des Buchwesens verbunden. Während frühere Studien zum Peciensystem sich meist auf theologischen Texte konzentrierten, wurde die juristische Buchproduktion, insbesondere an norditalienischen und französischen Universitäten, bisher kaum beachtet.