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Melanie Strasser

    Kultureller Kannibalismus
    Kannibalogie
    • Kannibalogie

      Zu einer Philosophie der Einverleibung

      • 121pages
      • 5 heures de lecture

      Kultureller Kannibalismus als metaphorische Verschlingung des Anderen und seine Transformation in ein ›Eigenes‹ wird im Brasilien der 1920er Jahre als Möglichkeit des Widerstands gegen die nach wie vor wirksame Vorherrschaft Europas in Kunst, Kultur und Literatur zelebriert. Seither kann die Trope der Einverleibung nicht nur in Lateinamerika als paradigmatisch für den Diskurs über Identität, Alterität und Differenz, Sprache, Literatur, Tradition und Übersetzen angesehen werden. Die vorliegende, kaleidoskopische Reflexion des Kannibalismus – eine Kannibalogie – sucht den Akt der rituellen Einverleibung in all seiner Wirkmacht, seinen Möglichkeiten, aber auch seiner Problematik aus philosophischer, anthropologischer, kultur- und literatur­wissenschaft­licher, übersetzungs­theoretischer sowie psychoana­lytischer Perspektive nachzuzeichnen.

      Kannibalogie
    • Kultureller Kannibalismus

      Übersetzungen der Anthropophagie

      Kultureller Kannibalismus – als Metapher für die Einverleibung und Transformation des Anderen – gilt insbesondere im Brasilien des 20. Jahrhunderts als poetologisches und kulturtheoretisches Paradigma. Die im Modernismus der 1920er Jahre proklamierte Bewegung der Anthropophagie zelebriert das Verschlingen europäischer Kulturformen als Medium des Widerstands sowie einer eigenen Identität. Der ›böse Wilde‹, der aufsässige Menschenfresser, wird zum Symbol für Transkulturation schlechthin. Als Modell kultureller Aneignung hält die Anthropophagie unter dem Schlagwort eines ›kannibalischen Übersetzens‹ Einzug in den translationswissenschaftlichen Diskurs. Die Fragen, denen die vorliegende Studie nachgeht, sind folgende: Inwiefern lässt sich das Lesen und Übersetzen des Anderen als Akt des Verschlingens denken? Steht die kannibalische Metaphorik aufgrund der ihr inhärenten Gewalt nicht stets im Zeichen des Verlusts – des Eigenen wie des Fremden? Welche Möglichkeiten, aber auch welche Probleme birgt der Begriff eines kannibalischen Übersetzens? Und lässt sich die Aporie, in die Kannibalismus letzten Endes mündet, mithilfe der Dimension des indigenen Denkens auflösen?

      Kultureller Kannibalismus