In aufwendiger Recherche hat der Autor die Biografie dreier ehemaliger KZ-Aufseherinnen und einer ehemaligen politischen Gefangenen als Beispiel dafür zusammengestellt, wie unterschiedlich solche Fälle nach dem Ende des NS-Regimes in Ost und West behandelt wurden. Anhand zahlreicher historischer Belege zeichnet er die Lebensbilder dieser Frauen und ihre grausamen Taten nach. Die unterschiedliche Vorgehensweise in der Strafverfolgung dieser Täterinnen in beiden deutschen Staaten und die aufgezeigten Versäumnisse stimmen nachdenklich. Manche von ihnen entgingen jeder Strafe und konnten reuelos bis zum Ende ihrer Tage ein unbeschwertes Leben führen.
Lorenz Ingmann Livres





Der Uckermark-Prozess
Aufseherinnen des KZ Ravensbrück vor Gericht
Bevor es in ein Selektions- und Vernichtungslager umgewandelt wurde, unterstand das Jugendschutzlager Uckermark während des NS der Reichszentrale zur Bekämpfung der Jugendkriminalität. Rund 1.200 Mädchen und junge Frauen waren hier als Zöglinge inhaftiert, unzähligen Schikanen und Misshandlungen ausgesetzt. 1948 mussten sich im sogenannten Uckermark-Prozess drei SS-Aufseherinnen und zwei Mitglieder der Weiblichen Kriminalpolizei vor einem britischen Militärgericht verantworten. Ingmann zeichnet den Prozessverlauf gegen die Angeklagten detailliert nach. Durch Verhörprotokolle, Zeugenaussagen und Gespräche mit Überlebenden entsteht ein bedrückendes Bild vom Lageralltag der gefangenen Mädchen und Frauen.
Die Aufseherin
Der Fall Marianne Essmann
In Rochlitz existierte von September 1944 bis März 1945 ein Außenlager des KZ Flossenbürg. Die dort ansässige Rüstungsfirma Mechanik GmbH nutzte, wie fast alle großen und viele mittelständische Unternehmen, KZ-Häftlinge für den Bedarf der Kriegsindustrie. Das Außenlager Rochlitz war eines von fast neunzig Außenlagern, die dem Stammlager Flossenbürg angeschlossen waren. Im Jahr 1948 musste sich die Kommandantin Marianne Eßmann vor einem ostdeutschen Gericht in Chemnitz verantworten. Ingmann zeichnet den Prozessverlauf gegen die Angeklagte detailliert nach. Dieses authentische Zeitdokument enthält Vernehmungsprotokolle sowie Abbildungen aus der Originalprozessakte und bietet damit einen tiefen Einblick in das fast vergessene Außenlager. Dieses Buch stellt die erste historische Aufarbeitung des Prozesses über das KZ-Außenlager Rochlitz dar.
Das Frauen-KZ Ravensbrück
Ort der gezielten Vernichtung - Eine Aufarbeitung anhand von Stasi-Akten
Ein längst vergessener Stasi-Bericht liefert bisher unveröffentlichte und mitreißende Erkenntnisse über das größte Vernichtungslager für Frauen auf deutschem Boden. Unterstützt durch zahlreiche authentische Fotoaufnahmen und Zeitzeugenberichte - sowohl von Tätern als auch Opfern - bietet diese packend aufbereitete Monographie eine umfassende und lebendige Dokumentation über das gesamte Lagerleben des Konzentrationslagers Ravensbrück und seines Außenlagers Uckermark, das bis in die letzten Kriegswochen als Vernichtungszone geführt wurde.
Der vierte Ravensbrück-Prozess fand in der Zeit vom 5. Mai bis zum 8. Juni 1948 im Curiohaus in Hamburg statt. Die Angeklagten waren Mitglieder des medizinischen Personals des Frauen-Konzentrationslagers Ravensbrück, wie die Ärzte Benno Orendi und Walter Sonntag. Aber auch Krankenschwestern waren angeklagt, Frauen misshandelt zu haben. Die Anklagen konzentrierten sich auf die Misshandlungen, die Folter und die Selektionen von Häftlingen für die Gaskammer. Im Prozess wurden grausame medizinische KZ-Verbrechen offengelegt. Lorenz Ingmann macht mit diesem Buch bislang unveröffentlichtes Archivmaterial zugänglich. Die Dokumentation des Prozesses ist ein aufschlussreiches Zeitdokument und Teil der Aufarbeitung der Geschehnisse des Holocaust und der justiziablen Verantwortung. Dieses Buchprojekt wurde mit Unterstützung des Zukunftsfonds der Republik Österreich realisiert.