Erziehung erzählen
Modelle intergenerationeller Weitergabe in der deutschen Literatur des Mittelalters
Im europäischen Mittelalter wurde die umstrittene Frage nach dem Einfluss von geburtlicher Veranlagung versus Umwelt auf Verhalten und Fähigkeiten diskutiert, mit unterschiedlichen Ergebnissen. Literatur als textuelle Welt zweiter Ordnung bietet einen Raum, um verschiedene Vorstellungen von Erziehbarkeit zu erkunden und zu bewerten. Die mittelhochdeutsche Dichtung nutzt diese Möglichkeit, Erziehung zu erzählen, in hohem Maße. Um verschiedene Modelle der intergenerationalen Weitergabe in den Texten zu erfassen, wird Erziehung als zentraler Faktor für den Fortbestand menschlicher Kultur betrachtet und als sowohl transhistorisches als auch historisches Phänomen definiert. Dadurch können drei personelle Konstellationen identifiziert und analysiert werden, die sich als zentrale literarische Modelle eines Wissenstransfers zwischen den Generationen erweisen.
