Der karolingische Ursprungsbau des Aachener Doms hat in 1200 Jahren Geschichte zahlreiche Erweiterungen und Anbauten erhalten. Sie lassen das Bauwerk heute als vielschichtiges Ensemble höchst unterschiedlicher Architekturen erscheinen, deren Bedeutung und historisch-funktionaler Zusammenhang sich dem Besucher nicht unmittelbar erschließt. Anhand eines virtuellen Dommodells zeichnet die Publikation die bauliche und funktionale Entwicklung des Kirchenbaus in fünf Zeitschnitten auf anschauliche Weise nach. Zum besseren Verständnis sind in den beiden Umschlagklappen Grundriss und Zeitleiste angeordnet, so dass der Leser jederzeit die historische und räumliche Einordnung des besprochenen Bauteils oder Objektes nachvollziehen kann.
Anke Naujokat Livres



Der Heiliggrabtempietto von San Pancrazio in Florenz – die kleinste und zugleich exquisiteste Bauschöpfung des Renaissancearchitekten Leon Battista Alberti – ist von der Forschung lange Zeit vernachlässigt worden. Die vorliegende Monographie beschreibt und deutet erstmals systematisch die bisher in weiten Teilen unverstandene Kleinarchitektur. Der Marmortempietto wird im Spannungsfeld von imitatio und inventio charakterisiert, d. h. in seinem Doppelcharakter als Architekturkopie und als höchst individuelle Bauschöpfung des Humanisten-Architekten Leon Battista Alberti. Als Grundlage dient eine detaillierte Bauaufnahme des Heiliggrabtempietto und der ihn umgebenden Kapelle. Zur Klärung ihrer Funktion und Bedeutung wird die Kleinarchitektur in zwei verschiedenen Zusammenhängen betrachtet: einerseits im realisierten 'privaten' Kontext der Grabkapelle des Kaufmanns Giovanni Rucellai in der Kirche San Pancrazio und andererseits im alternativ erwogenen, 'öffentlichen' Kontext der Dominikanerkirche S. Maria Novella, Austragungsort des Florentiner Unionskonzils in den Jahren 1439–1443.
Der von Leon Battista Alberti in einer Seitenkapelle der Florentiner Kirche San Pancrazio errichtete Heiliggrab-Tempietto wurde von der Forschung bisher fast ausschließlich als privates Grabmonument seines Stifters Giovanni Rucellai rezipiert. Die vorliegende Studie soll klären, weshalb Bauherr und Architekt den für das 15. Jahrhundert ungewöhnlichen Bautyp der Heiliggrabkopie bewußt aufgreifen – ein klarer Anachronismus im Angesicht der humanistischen Grabtradition in Florenz. Um Anhaltspunkte über den Stellenwert einer Heiliggrabkopie im Kontext der Unionskirche zu gewinnen, zieht die Studie auch zeitgenössische dokumentarische und literarische Zeugnisse heran, die Aufschluß über Rezeption und Bedeutung des Grabes Christi im 15. Jahrhundert erlauben.