Im vorliegenden Band wird der Vorschlag gemacht, den stimmenden wie gestimmten Charakter des Sprachlichen mit dem Sammelbegriff "Sprachmodalitäten" zu belegen und die prinzipielle Frage nach den Korrelationen, besser: Interpenetrationen von Stimmungs- und Spracheffekten als Modalitäten der Sprache selbst zu stellen. Das Thema der Stimmungen, Affekte und Emotionen ist in den Kultur- und Literaturwissenschaften, gar in der Philosophie nicht neu, es erfreute sich in den letzten ca. 15 Jahren geradezu allgemeiner Beliebtheit, emblematisch dafür könnte das Label "Languages of Emotion" stehen. Dabei ist doch auffällig, dass "Emotion" in vielfältiger Weise thematisiert wurde, "Language(s)" hingegen weniger. Mögliche Sprachkonzepte und Sprachmodi, die in dieser Verbindung von Relevanz wären, wurden selten systematisch befragt. So stellt sich die Frage, wie man der sprachlichen Seite, gar Ermöglichung von Gestimmtheit, Affekten und Emotionen nachgehen könnte. Im vorliegenden Band wird der Vorschlag gemacht, diesen stimmenden wie gestimmten Charakter des Sprachlichen mit dem Sammelbegriff "Sprachmodalitäten" zu belegen und die prinzipielle Frage nach den Korrelationen, besser: Interpenetrationen von Stimmungs- und Spracheffekten als Modalitäten der Sprache selbst zu stellen.
Manuel Ghilarducci Livres


Subjekte, Sprachgewalt, Hegemonie
Sprachreflexion in der deutschen und russischen Gegenwartsprosa
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Die Sprachreflexion in der deutschen und russischen Gegenwartsprosa wurde bisher als eine hauptsächlich biografisch motivierte Reaktion auf politische Unterdrückung interpretiert. Aber handelt es sich um ein politisches Anliegen, wenn die Literatur ihr eigenes Medium reflektiert? Und was bedeutet „politisch“ in diesem Zusammenhang? Auf der Grundlage einer poststrukturalistischen Begrifflichkeit und hegemonietheoretischer Ansätze untersucht die Arbeit die Komplexität und Transversalität der Sprachreflexion in exemplarischen Texten der deutschen und russischen Gegenwartsliteratur. Die Prosa von Gert Neumann, Kurt Drawert, Vladimir Sorokin und Valerij Votrin stellt Sprachgewalt als ultimatives Fundament jeder soziopolitischen Ordnung dar – ob der DDR, der Sowjetunion oder des heutigen Deutschlands und Russlands. Aber auch die Literatur besteht aus Sprache. Über die politische Ebene der Sprache hinausgehend werfen alle Texte sprachphilosophische Fragen auf: Was ist Sprache überhaupt? Ist Literatur ohne Sprachgewalt überhaupt möglich? In welchem Zusammenhang stehen politische Systeme, Sprachnormen und Subjekte? Auf diese Weise sind politisch diskursive Gewalt und der Sprache immanente Gewalt stets miteinander verflochten. Die Versuche der Subjekte, sich als stabile Instanzen zu präsentieren, die die Sprache unter Kontrolle halten können, münden immer in einer Figur des Scheiterns, die nicht als Resultat politischer Herrschaft und Unterdrückung zu betrachten ist, sondern sich als eine konstitutive Eigenschaft des Subjekts in seinem ontologischen Verhältnis zur Sprache zeigt.