Der Beamte zog an der Kette an meinem Handgelenk. Ich hatte versucht, mich von den Drogensüchtigen fernzuhalten, aber zum ersten Mal war ich gezwungen, dicht bei ihnen zu sitzen. Ich hatte keine Kontrolle mehr über mein Leben; die Staatsgewalt hatte mich übernommen. Nackt musste ich auf einen Spiegel treten, während die Beamten mich wie Vieh begutachteten und dabei Witze machten. Meine neunjährige Haftzeit brachte mich oft an den Rand meiner Kräfte, und das, was ich erlebte, überstieg meine schlimmsten Alpträume. Doch ich hatte die einmalige Gelegenheit, in die Köpfe von Kriminellen zu schauen und mit ihnen zu diskutieren, immer in der Angst, verletzt zu werden. Für sie war ich einer von ihnen, und sie öffneten sich mir, ohne Angst vor Verurteilung. Männer, die harmlos wirkten, erzählten mir von ihrer Freude am Töten und von der Gewalt, die ihr Leben bestimmte. In dieser Zeit führte ich viele Interviews mit anderen Insassen, um die Gründe für ihre teils grauenhaftesten Taten zu erforschen. Immer wieder stellte ich mir die Frage, wie ein Mensch zu solchen Grausamkeiten fähig sein konnte. Die Antworten kamen von den Verurteilten, den Mördern, Kinderschändern und Vergewaltigern – erschütternd, erschreckend, brutal und ehrlich.
Alexander Fitzek Livres
