Hanna Gekle Livres





Dieses Buch versucht einen neuen Zugang zu Lacan: nicht über die so oft wiederholte Formel, wonach das Unbewußte strukturiert sei wie eine Sprache, nicht über die Trias von ›imaginär‹, ›symbolisch‹, ›real‹. Es bahnt sich vielmehr seinen Weg über Lacans frühe Theorie des Ichs als Spiegel-Ich und des Imaginären – gelesen nicht nur vor dem Hintergrund der Freudschen Theorie, sondern auf der Folie zeit- und wissenschaftshistorischer Einflüsse auf das Denken Lacans – Einflüsse, deren Bedeutung bisher nie systematisch auf die innere Struktur der Lacanschen Lesart der Psychoanalyse bezogen worden sind. Weit gespannt ist daher der theoretische Bogen: Getragen von den beiden Antipoden Descartes und Freud, entfaltet sich die Argumentation über die Phänomenologie Edmund Husserls; es folgt eine Rekonstruktion zentraler theoretischer Kategorien wie derjenigen des Spiegel-Ichs und des Narzißmus, der Imago und des Imaginären sowie der Lacanschen Neuformulierung des Ödipuskomplexes auf der Basis verleugneter Todesangst und Phantasien der Zerstückelung. Schließlich eröffnet die Orientierung des Imaginären am Bild, die auf die Herkunft Lacans aus dem Surrealismus und seine Beziehung vor allem du Dalí verweist, das Faszinierende und Produktive dieses spezifischen Zugangs zu den Gestalten eines nicht nur individuell bleibenden, sondern gesellschaftlich wirksamen Unbewußten. In dieser Verbindung von Malerei und Psychoanalyse zeigt sich die eigentliche Originalität Lacans.
Wunsch und Wirklichkeit
Blochs Philosophie des Noch-Nicht-Bewußten und Freuds Theorie des Unbewußten
Auf den ersten Blick mag es so scheinen, als stünden sich Bloch als der hoffnungsvolle Denker der Utopie und Freud als der skeptische Denker des Wiederholungszwangs unversöhnlich gegenüber. Diese schroffe Konfrontation zu unterminieren, macht sich Hanna Gekle in ihrer Studie zur Aufgabe. In einem ersten Schritt arbeitet sie die prinzipielle Übereinstimmung zwischen den beiden so unterschiedlichen Denkern heraus. Im ersten Teil ihres Buches liest Hanna Gekle die Blochsche Philosophie aus Freudscher Perspektive. In umgekehrter Perspektive geht Hanna Gekle dann, von Blochs Theorie des Noch-nicht-Bewußten geleitet, auf Spurensuche nach den Figuren des Überschreitens bei Freud.
Der Fall des Philosophen
Eine Archäologie des Denkens am Beispiel von Ernst Bloch
- 603pages
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Das Buch behandelt das alte Programm philosophischer Selbsterkenntnis als Voraussetzung für Welterkenntnis, konkretisiert an Ernst Bloch. Es verfolgt zwei Stränge: die psychische Entwicklungsgeschichte und die Geschichte seines Werkes, um ihre innere Verbindung als Archäologie des Denkens darzustellen. Bloch erschloss sich den Zugang zum Denken aus frühen, leidvollen Erfahrungen, was ihn dazu zwang, neue Kategorien zu entwickeln und Worte zu finden. Er stellt die Erfahrungen des Unheimlichen und Abgründigen, die er in "Spuren" beschreibt, der philosophischen Theorie gegenüber, insbesondere dem Dunkel des gerade gelebten Augenblicks und seiner Entdeckung eines Noch-nicht-Bewussten. Diese Ideen führen zu metaphysischen Erweiterungen des klassischen Ödipuskomplexes, wie sie in der Nachfolge Freuds zu finden sind. Die Spannungen zwischen Psyche und Werk sowie die politischen Katastrophen des 20. Jahrhunderts spiegeln sich ineinander. Bloch wird als Philosoph und Zeitzeuge dargestellt, der sowohl die supra-individuellen Kräfte in seinem Werk anerkennt als auch den Wunsch hat, sie zu transgressieren. In dieser Betrachtung erscheinen die Geschichte der mentalen Entwicklung und die seiner Schriften als eng miteinander verbundene Stränge, die ein tieferes Verständnis von Blochs Denken ermöglichen.