Nach Begrabt mein Herz am Heinrichplatz widmet sich Sebastian Lotzers neuer Roman den Bemühungen um einen bewaffneten, antagonistischen Ansatz von Gegenmacht. Dem Scheitern und den Widersprüchen, der Nähe und zugleich vertrauten Ferne von Teilen der Bewegung zu diesen Bemühungen. Bewusst beschränkt sich der Stoff auf fragmentarische Annäherungen und subjektive Eindrücke. Auch der ehemals internationalistischen Ausrichtung radikaler Theorie und Praxis wird Raum und Zuwendung eingeräumt, Lotzer verweigert sich einem Lagerdenken und unkritischer Affirmation. Die innere Zerrissenheit der Geschichte schreibenden Subjekte wird ebenso verteidigt, wie ihr Recht Fehler zu begehen. Als sei dies noch nicht genug, versucht sich Lotzers Erzählung auch in einer Annäherung an jene Wellen der Aufstände, die Anfang des Jahrzehnts Nordafrika und den Nahen Osten durchzogen und bis nach Spanien, Griechenland, den USA und darüber hinaus ausstrahlten. Und nicht zuletzt wird debattiert, gekämpft, geliebt und gelitten. Werden Anstrengungen unternommen, das Leben anders als unterworfen zu gestalten.
Sebastian Lotzer Livres




Eine Reise in 45 Szenen durch die Welt einer untergegangenen Bewegung und erinnerte Bilder an eine sagenumwobene Halbstadt, die es nicht mehr gibt. Die Geschichte wird von den Siegern geschrieben, so heisst es. Doch jene Bewegung, die im Schatten der besetzten Häuser in West-Berlin entstand, hatte nie im Sinn, Geschichte zu schreiben. Sie war sich ihrer Vergänglichkeit ebenso bewusst wie ihrem Unvermögen, an den bestehenden Verhältnissen etwas Grundsätzliches zu ändern. Niemand glaubte mehr an den Strand unter dem Pflaster, die Zürcher Genossen hatten schon vorgegeben, dass Beton nicht brennt, und so wurde Was ist uns geblieben ausser zu kämpfen und zu lieben zum Soundtrack der letzten Revolte.
Winter is coming
Soziale Kämpfe in Frankreich
Diese Welt ist unglaublich zäh und wir manchmal müde, vom Anrennen gegen die immer gleichen Bedingungen. Doch dann weht plötzlich der Wind eine neue Melodie herüber und wärmt unsere Herzen. So war es im Frühjahr 2016, als aus dem Nichts eine neue Bewegung in Frankreich entstand, die auf den Straßen Einzug hielt. Dieser Band widmet sich auch den Geschehnissen in den französischen Vororten, wo es nach mehreren Fällen von rassistischer Polizeigewalt zu Demonstrationen und Unruhen kam. Winter is Coming versammelt Texte und Reportagen aus Frankreich, lässt die ProtagonistInnen der Geschehnisse zu Wort kommen und zeichnet in einer umfangreichen Chronologie das Geschehen über den Zeitraum von 12 Monaten nach. Sebastian Lotzer schlägt einen Bogen zur Situation in Deutschland nach den Aktionen gegen den G20-Gipfel in Hamburg. Das Buch wird durch eine Webseite mit umfangreichem Videomaterial begleitet. Weil Bilder manchmal immer noch mehr als tausend Worte sagen, seien sie aus der Schanze oder aus Bobigny.