Einführung in die Wissenschaften
Wissenschaftstypen – Deutungskämpfe – Interdisziplinäre Kooperation




Wissenschaftstypen – Deutungskämpfe – Interdisziplinäre Kooperation
Kultur - Differenz - Diskretion
Verstehen ist stets und notwendig in den Handlungs- und Sinnzusammenhang einer bestimmten Kultur eingebunden. Wie können dann Handlungs- und Sinnformen einer fremden Kultur verstanden werden? In behutsamer Auseinandersetzung mit wichtigen von Philosophen und Ethnologen vorgelegten Beiträgen zur Beantwortung dieser Frage kommt Kogge zu dem Schluß: durch eine Haltung der Diskretion, in der Verstehen nicht bedeutet, ein gemeinsames Fundament aufzufinden oder herzustellen, sondern im Bewußtsein von Differenz zu handeln. Je deutlicher sich abzeichnet, dass der wachsende Austausch zwischen den Kulturen weder die Hoffnung der Aufklärung auf eine in Vernunft vereinte Menschheit erfüllt noch die partikularistische Annahme unüberwindbarer Schranken bestätigt, desto wichtiger wird die Frage, wie das Verhältnis von Verstehen, Verständigung und Kulturdifferenzen zu denken ist.
Vor dem Hintergrund anwachsenden Interesses an den Themen Fremdheit und Kulturdifferenz in Politik und Wissenschaften hat auch die Philosophie sich diesen Gegenstand stärker zugewandt. Erstaunlicherweise fand dabei die Tradition der Hermeneutik, die sich seit Jahrhunderten mit Problemen des Verstehens und des Verständlichmachens beschäftigt, wenig Beachtung. Thema dieses Buches ist der Nachweis der historischen und theoretischen Gründe, die dazu führten, daß der philosophischen Hermeneutik, wie sie von Martin Heidegger und Hans-Georg Gadamer im zwanzigsten Jahrhundert entwickelt wurde, das Problem des Fremden weitgehend verschlossen bleiben mußte. Sie bestehen zum einen in einer Erblast der romantischen Metaphorik des Verschmelzens, an der - trotz ihrer Kritik - auch die philosophische Hermeneutik zu tragen hat; zum anderen in Einheitsannahmen, die aus der Abgrenzung von den Naturwissenschaften stammen. Neben den Problemen zeigt das Buch aber auch die Potentiale, die im hermeneutischen Denken für das Verstehen von Fremdem liegen. Mit Begriffen wie Vorverständnis und Standortgebundenheit wird die Situiertheit, mit Theoremen wie dem der „Wirkungsgeschichte“ und des „herstellenden Sicheinlassens“ die Performativität des Verstehens zum Vorschein gebracht. Gemeinsam ergeben diese Konzepte einen hochaktuellen Ansatz, der dazu verhelfen kann, die derzeitigen Debatten zu Fremdverstehen und Kulturdifferenz zu vertiefen.
Philosophische Interventionen am Beispiel von Code, Information und Skript in der Molekularbiologie
Kann Philosophie die wissenschaftlich-technischen Veränderungen unserer Zeit nur theoretisch begleiten oder ist sie in der Lage, in solche Prozesse frühzeitig und nachhaltig einzugreifen? Um begriffliches Denken als experimentelle Praxis neu zu verstehen und anzuwenden, werden in diesem Buch eine ganze Reihe philosophischer Ressourcen zu einer neuartigen Versuchsanordnung verbunden: eine historische Rekonstruktion der defensiven Stellung der Philosophie, eine konsequent ins Methodologische gewendete Wittgenstein-Interpretation, ausführliche Analysen biophilosophischer und biosemiotischer Debatten, wissenschafts- und begriffsgeschichtliche Rekonstruktionen medialer Einsätze sowie eine Neuinterpretation des metaphorologischen Diskurses. Die in diesem Setting durchgeführten Studien zu Grundbegriffen der Molekularbiologie – Code, Information, Skript – zeigen, wie sich das philosophische Denken in den Erfahrungs- und Handlungsraum wissenschaftlich-technischer Konzeptualisierung experimentell hineinarbeiten und dort zur Wirkung kommen kann.