Solidarisch gegen Klassismus - organisieren, intervenieren, umverteilen
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Eine ethnographische Studie zu trans und nicht-binärer Sorgearbeit
Wie wird Care jenseits heteronormativer Zweigeschlechtlichkeit entworfen? Wie werden Fürsorge und Selbstsorge in nicht-binären und trans Räumen organisiert und gelebt - abseits medizinischer und familiärer Versorgungskontexte? Dazu gibt es bislang kaum Forschung. Francis Seeck wendet sich dieser Leerstelle zu und interviewte und begleitete Personen, die Sorgearbeit für andere trans und nicht-binäre Personen leisten. Die ethnographische Studie vertieft das Verständnis des komplexen Verhältnisses von Gender und Care. Zudem macht sie auf die Bedeutung der Kategorie Klasse in Sorgebeziehungen aufmerksam. Sie zeigt, wie Klassenunterschiede und Klassismus den Zugang zu Für_Sorge erschweren, dass in den Zonen der Prekarität aber auch neue Formen der Fürsorge entstehen. Die hier entwickelte Forschungsstrategie der Sorgenden Ethnographie ermöglicht, Care-Praktiken als zentralen Bestandteil ethnographischer Forschung produktiv zu machen
Keine Chance in der Klassengesellschaft: wie Klassismus soziale Ungleichheit fördert
Eine Frage der Klasse: wie Klassismus unsere Gesellschaft spaltet. Die Diskriminierung aufgrund von sozialer Herkunft und Position bestimmt unsere Gesellschaft grundlegend. Klassismus wirkt schon vor der Geburt und bis über den Tod hinaus. So ist etwa der Zugang zu Bildung oder Gesundheitsversorgung davon geprägt, und selbst die Art, wie wir bestattet werden. Klassismus kann sogar lebensbedrohlich werden. Und die längerfristige gesellschaftliche Entwicklung verschärft die sozialen Unterschiede, die Schere zwischen Arm und Reich geht seit Jahren immer weiter auseinander, die Schranken zwischen den Klassen verfestigen sich. Trotzdem wurde Klassismus bislang kaum beachtet. Das muss sich dringend ändern! Denn nur wenn wir uns mit Klassismus auseinandersetzen, ist eine sozial gerechte Gesellschaft möglich.
Wege in eine sozial gerechte Gesellschaft
Die Armutsquote in Deutschland ist auf einem neuen Höchststand und angesichts der steigenden Lebensmittelpreise, überfüllten Tafeln und des eklatanten Mangels an bezahlbarem Wohnraum zeigt sich die Klassengesellschaft, in der wir leben, wie unter einem Brennglas. Eine sozial gerechte Gesellschaft lässt sich allerdings nur dann verwirklichen, wenn neben Klassismus auch andere Machtverhältnisse in den Blick genommen, wenn intersektionale Brücken geschlagen und Bündnisse geschmiedet werden. In Klassismus überwinden zeigt Francis Seeck anhand einzelner Gruppen, Initiativen und Bewegungen, die bewusst antiklassistisch handeln, wie das gelingen kann. Wer wissen möchte, wie wir Klassismus nachhaltig entgegentreten können, welche Wege bereits gegangen wurden und welche noch erprobt werden, wer erfahren möchte, was jede einzelne Person ganz konkret unternehmen kann, um der Vision einer sozial gerechten Gesellschaft näherzukommen, wer sich von Vorbildern und wirkmächtigen Ideen inspirieren lassen möchte, um ins klassismuskritische Handeln zu kommen, der findet in diesem Buch handfeste Vorschläge und ungewöhnliche Denkanstöße. »Wer Klassismus verstehen will, muss Francis Seeck lesen.« – Daniela Dröscher
Die Bestattungspraxis in Deutschland ist von Machtverhältnissen, insbesondere von Klassismus geprägt. Aktuell werden immer mehr arme Menschen in Deutschland, für die keine Zugehörigen die Bestattungspflicht wahrnehmen (können), ohne Grabstein und Namen, ohne Trauerfeiern und Blumenschmuck von Gesundheits- und Ordnungsämtern anonym bestattet. Teilweise, wie z. B. in dem Berliner Bezirk Neukölln, finden die ordnungsbehördlichen Bestattungen monatlich als Sammelbeerdigung im Minutentakt statt. Oft wurden diese Menschen schon zu Lebzeiten durch Klassismus, Rassismus und psychosoziale Normalitätsvorstellungen marginalisiert und gesellschaftlich ausgegrenzt. Francis Seeck zeigt in diesem Buch den Zusammenhang zwischen Machtverhältnissen und Beerdigungspraktiken auf. Aber auch die eigene Geschichte der Autor_in hat ihren Platz. So geht es auch um widerständige Praktiken auf der Friedhofswiese, sei es durch die Forscher_in, Trauergäste, Aktivist*innen und Mitarbeiter*innen – ganz im Sinne von „Rest in protest!“.