Für viele Künstler ist Keramik eine besondere Ausdrucksform, die über ihre eigentliche Disziplin hinausgeht. Der Reiz liegt oft in der Unmittelbarkeit der Arbeit mit dem Material, wie Lucio Fontana in seinem Text „La mia ceramica“ betont. Die Ausstellung in der Galerie Max Hetzler in Paris zeigt einen Überblick von den Pionieren der 1940er-Jahre, wie Fontana, Pablo Picasso und Fausto Melotti, bis zur Gegenwart. Gezeigt werden abstrakte Arbeiten und Gefäßformen, die sowohl spontane Ausdrucksweise als auch vielschichtige Konzepte verkörpern, wobei sie manchmal keramische Traditionen aufgreifen und manchmal deren Grenzen überschreiten. Die Wechselwirkung der Arbeiten und die Aussagen der Künstler verdeutlichen den persönlichen Zugang zur Keramik. Ton wird zu Keramik, wenn er gebrannt wird. Im rohen Zustand kann er unendlich oft umgeformt werden, seine Plastizität erlaubt Revision und Veränderung. Nach dem Brennen wird Ton unvergänglich und hält die Spuren der Gestaltung fest. Er ist ein universelles, aber auch spezifisches Material, das aus der Erde stammt. Mit ihm zu arbeiten bedeutet, aus Nichts etwas zu schaffen, ein Akt der Ur-creation. Keramik ermöglicht Transformation auf verschiedenen Ebenen, wobei Entscheidungen über die Techniken stets eine Rolle spielen. Fontana selbst suchte in seiner Kunst nach etwas anderem als der Mystik der Technik.
Lynda Benglis Livres

