Robert Jungk, Gründer und Namensgeber der JBZ Salzburg, ist inzwischen zu einer Person der Zeitgeschichte geworden. So ist in einem Standardwerk aus dem Jahr 2009 die Rede vom „viel gelesene[n] und noch mehr zitierte[n] ‚Zukunftsforscher‘ Robert Jungk“. Diese Bezeichnung ist gleich in zweifacher Hinsicht typisch für neuere zeithistorische Veröffentlichungen: Erstens wird Robert Jungk in erster Linie über seine Rolle als methodischer Zukunftsdenker definiert, ohne dass diese genauer herausgearbeitet wird. Zweitens zeigen die Anführungszeichen um den „Zukunftsforscher“, wie schwer (nicht nur) Historiker sich damit tun, jegliches methodische Zukunftsdenken einzuordnen.
Achim Eberspächer Livres


Das Projekt Futurologie
Über Zukunft und Fortschritt in der Bundesrepublik 1952-1982
Futurologie war das Symptom einer Epochenwende. Heute steht sie für fortschrittsbegeisterte bunte Zukunftsbilder von Atom-Autos oder Städten im Weltraum. Tatsächlich jedoch beruhte sie zuallererst auf Fortschrittskritik. Intellektuelle wie Ossip Flechtheim, Robert Jungk oder Karl Steinbuch plädierten nicht aus Euphorie für eine Wissenschaft der Zukunft, sondern um den problematischen Folgen des technischen Fortschritts beizukommen. Achim Eberspächer erzählt die Geschichte der Futurologie in der Bundesrepublik entlang ihrer Protagonisten, die um 1970 eine beachtliche Wirkung in Wissenschaft, Politik und Öffentlichkeit erzielten. Er deckt die Medienpräsenz der Futurologie und ihr Wechselspiel mit den populären Technikvisionen der 1960er-Jahre auf. Auf diese Weise gelingt es ihm, ihren rasanten Aufstieg, aber auch ihren ebenso schnellen Niedergang zu erklären.