»Politische Kunst arbeitet mit den Instrumenten der Macht und macht diese Instrumente zum Material.« Mit seinen Aktionen – Naht, Kadaver, Fixierung, Freiheit, Abtrennung – hat Pjotr Pawlenski die russische Kunst der letzten Jahre geprägt. Für seine jüngste Aktion Bedrohung zündete er die Tür des russischen Geheimdienstes an und landete im Gefängnis. In dem Band gibt der Künstler Einblicke in sein Schaffen und zeigt, dass seine Aktionen nur ein Vorspiel sind. Das Kunstwerk ist erst vollendet, wenn Pawlenski das »Material« der Macht – Festnahm-Protokolle, Verhöre, psychiatrische Diagnosen mitsamt den jeweiligen Akteuren – gesichert hat.
Pe tr Andreevic Pavlenskij Livres




In diesen mit Anastasia Belyaeva, Ilja Danishevski und Wladimir Velminski geführten Gesprächen gewährt der russische Aktionskünstler Pjotr Pawlenski Einblick in sein radikales Denken, das Aktionen wie ›Bedrohung‹ zugrunde liegt, bei der er im November 2015 die Tür des russischen Geheimdienstes FSB anzündete. »Zweifellos arbeite ich mit dem Begriff der Freiheit. Das ist eines der zentralen Elemente, dessen Sinn im System der Vorstellungen furchtbar entstellt wurde. Deswegen spreche ich vom ›Gefängnis des Alltäglichen‹ und davon, dass das wirkliche Gefängnis im Verhältnis dazu ein Erholungszentrum sein kann.«
»Politische Kunst arbeitet mit den Instrumenten der Macht und macht diese Instrumente zum Material.« Der russische Aktionskünstler Pjotr Pawlenski (*1984) hat mit seinen Aktionen die russische Kunst der letzten Jahre maßgeblich geprägt. Für seine Aktion Bedrohung im November 2015 zündete er die Tür des russischen Geheimdienstes FSB an und landete im Gefängnis. Erst Anfang Juni 2016 wurde er zu einer Geldstrafe verurteilt und aus der Untersuchungshaft entlassen. Der vorliegende Band umfasst Pawlenskis Kunst-Manifest sowie drei Verhöre, die er heimlich aufgezeichnet hat, und die von einem Ermittler der russischen Staatsanwaltschaft geführt worden sind, um herauszufinden, ob Pawlenski für die Inbrandsetzung von Autoreifen auf einer St. Petersburger Brücke (Aktion Freiheit) für den Straftatbestand des Vandalismus angeklagt werden kann. Im Manifest macht Pawlenski deutlich, dass seine Kunst sich nicht im öffentlichen Raum erschöpft, sondern immer und sogar fundamental die Reaktion der Justiz mit einbezieht, da erst das Reagieren staatlicher Behörden, zumeist in Form von Repressionen, das Konfliktfeld eröffnet, auf dem künstlerische Kritik und Instrumente der Macht aufeinanderprallen.