Falk Breuer Livres




„Soldatengräber sind die großen Prediger des Friedens“, sagte der Arzt und Theologe Albert Schweitzer. Er dachte dabei an die großen Kriegsgräberstätten, die nach dem Ersten Weltkrieg als stumme Zeugen dieser „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ angelegt wurden. Eine dieser bewegenden Gedenkstätten befindet sich in Nampcel, im französischen Départment Oise. 1.324 deutsche Soldaten sind dort bestattet. Einer von ihnen ist Julius Withenius. Geboren wurde er am 04.05.1898 in Imbach, einem Ortsteil von Bergisch Neukirchen im ehemaligen Landkreis Solingen, im Bergischen Land. Knapp 17-jährig meldet sich der Sohn eines bergischen Schalenschneiders im Frühjahr 1915 im Taumel nationaler Begeisterung als Kriegsfreiwilliger in einem Jägerbataillon. Er nimmt teil an den blutigen Kämpfen seiner Einheit in Russland und Rumänien. Er wird verwundet, meldet sich schließlich zur Fliegertruppe und absolviert in noch nicht einmal neun Monaten seine Ausbildung zum Flugzeugführer. Als Angehöriger der sächsischen Schlachtstaffel 38 kommt er an die Westfront nach Frankreich, wo er bereits nach wenigen Wochen aufgrund seiner fliegerischen Erfolge u. a. mit dem „Ehrenbecher für den Sieger im Luftkampfe“ ausgezeichnet wird. Am 06.06.1918, nur einen Monat nach seinem 20. Geburtstag, stürzt er zusammen mit seinem Fliegerschützen Heinrich Marth, bei Freniches tödlich ab. Nach seinem Tod werden den Eltern die „Hinterlassenschaften“ ihres Sohnes nach Hause ins Bergische Land geschickt: Das mit seinen Anmerkungen versehene Fotoalbum und seine fliegerischen Dokumente, die in dem vorliegenden Bildband 100 Jahre nach seinem Sterben erstmals publik gemacht werden.
Heinrich „Heinz“ Sannemann, der am 7. Januar 2014 fast hundertjährig verstarb, war als Philanthrop und Naturforscher bekannt, insbesondere für seine Forschungen über Bienen und deren Rolle im Ökosystem. In seiner Publikationsreihe, den „Gelben Büchern“, verband er alternative Heilkunde mit Anthroposophie und entwickelte ein eigenes metaphysisch-esoterisches Denkmodell. Viele suchten in seinen späten Jahren Rat und Hilfe und verehrten ihn als Heiler und weisen Mann. Wenige wussten, dass er auch als Staffelkapitän im Jagdgeschwader „Udet“ diente, ein Kapitel, das für ihn abgeschlossen war. Dennoch zeugen zahlreiche Fotos und Dokumente aus seinem Nachlass von seiner fliegerischen Laufbahn, darunter drei Flugbücher mit 1.650 dokumentierten Flügen, von denen etwa 400 Feindflüge waren, sowie dreiundzwanzig detaillierte Abschussmeldungen. Besonders wertvoll ist seine umfangreiche Korrespondenz mit seiner späteren Frau Marlies Dierks: Hunderte von Briefen, die einen authentischen Einblick in das Leben zweier junger Menschen während schwieriger Zeiten geben. Diese Briefe zeigen nicht nur ihre Suche nach einem Modus vivendi, sondern auch, wie politische Indoktrination Menschen manipuliert und sie zu Anhängern eines diktatorischen Regimes macht. Zu Beginn des Krieges waren sie euphorisch über die militärischen Erfolge der Luftwaffe, und ihre Schilderungen von Luftkämpfen vermitteln ein realistisches Bild der Gefahren, denen die Piloten a
Die Publikation enthält 116 großformatige Abbildungen und beleuchtet den Ersten Weltkrieg als die „Urkatastrophe“ des 20. Jahrhunderts, wie der Historiker George F. Kennan feststellte. Dieser Krieg brachte eine neue Dimension des Massensterbens mit sich, das durch die Industrialisierung des Tötens und veränderte Kriegsführung geprägt war. Zwischen 1914 und 1918 starben über 13 Millionen Menschen, eine Zahl, die nicht nur statistisch ist, sondern die Schicksale von Individuen umfasst. Einer dieser Menschen war Joseph van Endert, ein junger Flugschüler aus einer rheinischen Fabrikantendynastie. Begeistert von der Fliegerei meldete er sich 1917 zur Fliegertruppe und führte ein Foto-Tagebuch, in dem er akribisch seine Erlebnisse an der Flugschule in Hagenau dokumentierte. Dieses einzigartige Dokument bietet einen umfassenden Einblick in die Ausbildungsphasen eines Piloten gegen Ende des Krieges und die damit verbundenen Gefahren. Der Chronist berichtet fast täglich von Havarien und Abstürzen, oft mit tödlichem Ausgang. Die Chronik endet abrupt im Januar 1918, als van Endert auf dem Flugfeld von Hagenau stirbt. Sein Tagebuch bleibt als bewegendes Vermächtnis und sollte nicht nur von Luftfahrthistorikern, sondern auch von jungen Menschen in Europa gelesen werden, das den Frieden dringend benötigt.