Sprachwandel ist ein historisches Phänomen, das die Aufnahme von Wörtern aus verschiedenen Sprachen ins Deutsche umfasst. Oft ist die Herkunft dieser Wörter lange verschleiert, sodass sie als Teil unserer Muttersprache erscheinen. Der Text beleuchtet die vielfältigen Ursprünge und die Veränderungen der Bedeutung und Form dieser "Wortmigranten".
„Asozial„, „Bombenwetter“, „entartet„ oder „Volk“ - nicht wenige deutsche Begriffe sind im öffentlichen Sprachgebrauch verpönt, weil sie mit der ideologisch und propagandistisch aufgeladenen Rhetorik der Nationalsozialisten in Verbindung gebracht werden. Trotzdem tauchen sie gelegentlich in unserer Alltagssprache auf. Spätestens aber seit in der aufgeheizten politischen Debatte verstärkt sprachliche Grenzen ausgereizt und Tabus gebrochen werden, stellt sich wieder die Frage, welche Wörter man benutzen darf, ohne an die NS-Ideologie anzuknüpfen. Der Journalist, Historiker und Linguist Matthias Heine setzt sich deshalb mit der Sprache der Nazis auseinander und geht dazu konkret auf etwa 80 Begriffe näher ein. Manche, etwa „Eintopf", dürften dabei überraschen. Umgekehrt zeigt sich, dass nicht alles in die Nazi-Schublade gehört, was wir dort hineingepackt hätten. Informativ und anschaulich bietet Heines Buch wertvolle Orientierung auf einem heiklen Terrain.
Dass Amerikaner ihre Kinder in den »kindergarten« schicken, dass sie sich vor »doppelgangern« fürchten und gerne »schnit-zel«, »pretzel« und »wurst« verzehren, dürfte allgemein bekannt sein. Aber wer weiß schon, dass sich nicht nur Bergsteiger, sondern auch Einbrecher oder Fensterputzer in England, Australien und Südafrika auf »abseiling« verstehen? Matthias Heine trägt in seinem Buch 80 informative und unterhaltsame Geschichten von deutschen Wörtern zusammen, die erfolgreich Lücken in anderen Sprachen besetzt haben. Auf Samoa tankt man »penisini« (Benzin), auf Papua-Neuguinea nutzt man die »supkar« (Schubkarre) und für die Inuit hat die »minuti 60 situnti«. Kurios wird es, wenn andere Sprachen einen Germanismus nutzen, wo wir uns für einen Anglizismus entschieden haben. So nennen die Franzosen einen katastrophalen Absturz der Aktienkurse »krach«, während bei uns »Crash« das deutsche Wort fast verdrängt hat. Was wir im Computerjargon »Firewall« nennen, heißt bei den Russen »brandmauer« und im Englischen bekommt man keinesfalls einen »Shitstorm«, sondern »flak« – Matthias Heine weiß wieso.
Wörter werden geboren, sie sterben, sie wandern ein, sie wandern aus, und ihre Bedeutung wandelt sich. Wörter machen Geschichte. Aber wer macht eigentlich die Wörter? Da wäre zum Beispiel der Hiwi, der sich nach kalten Zeiten an der Ostfront heute in deutschen Universitätsstuben wärmen darf. Der Hipster, der die Hautfarbe wechselte. Und der Rocker, der im Deutschen eine unerwartete Karriere als krimineller Motorradfahrer gemacht hat. Matthias Heine fahndet seit Jahren für „Die Welt“ nach den schillerndsten deutschen Begriffen. Die besten Wort-Steckbriefe versammelt dieser Band und gibt außerdem Antwort auf die Fragen: Was ist das schwierigste Wort der deutschen Sprache? Warum haben wir seit Luther auf den Ausdruck Shitstorm gewartet? Ist Plattenbau ein westdeutscher Kampfbegriff? Und warum müssen wir uns für das global erfolgreichste deutsche Wort ewig schämen?
Krass, dufte, kolossal - Jugendsprache ist kein Phänomen unserer Zeit. Schon im 18. Jahrhundert pflegten die Studenten ihren eigenen Jargon und die Wandervogelbewegung lieferte den Nazis manches Lieblingswort. Matthias Heine zeigt, dass Jugendliche schon immer eigene Gruppensprachen nutzten - nach innen als Erkennungszeichen, nach außen als Abgrenzung und natürlich auch ganz einfach zum Spaß. Dazu zieht er Quellen wie Goethes Studentenwörtersammlung, Kästners "Emil und die Detektive" oder die deutschen Synchronisationen der Beatles-Filme heran.
Wann wird der Hund in der Pfanne verrückt? Was tun, wenn es wie Hechtsuppe zieht? Und warum ist das Leben kein Ponyhof? Viel häufiger als in der Natur begegnen wir den Tieren tagtäglich in unserer Sprache, in Metaphern und Redewendungen. Wann und wie sind sie sprichwörtlich geworden? Matthias Heine hat sich auf ihre Fährten begeben. Ein Buch voll kurioser wie aufschlussreicher Entdeckungen, das uns Zusammenhänge eröffnet, die uns bisher höchstens schwanten.
Matthias Heine behandelt unterhaltsam und wissenschaftlich fundiert über 80 Wörter, die heute als diskriminierend, problematisch und gestrig bezeichnet werden oder im Verdacht stehen, es zu sein. Die Wörter reichen von
behindert
über
Eskimo
,
Flüchtling
bis
Weißrussland
und sogar
Milch
und
bester Freund
.
All diese Wörter sind auf die eine oder andere Art kaputt. Manche funktionieren gar nicht mehr, andere kann man mit Vorsicht noch verwenden. Heine erklärt die Geschichte der Wörter und der Diskussionen um sie, warum sie so heikel sind und wie und wann man sie vermeiden sollte. So leistet das Buch einen wichtigen Beitrag zu der aufgeheizten Debatte um den Sprachgebrauch. Wer es gelesen hat, kann eine fundiertere Meinung entwickeln und erhält Sicherheit bei der eigenen Ausdrucksweise.
Die deutsche Sprache ist lebendig und verändert sich, was besonders durch den Ersten Weltkrieg beeinflusst wurde. Bis 1914 war Deutsch eine führende Sprache, doch der Krieg führte zu erheblichen Verlusten in deutschsprachigen Gebieten. Matthias Heine untersucht hundert Jahre später die tiefgreifenden Auswirkungen dieser Veränderungen.
Eine kurze Geschichte sämtlicher Buchstabenschriften der Welt Das G ist der einzige Buchstabe, dessen Erfinder man kennt: Der römische Schreiblehrer Spurius C. Ruga fand das lateinische C, das sowohl als K als auch als G gelesen werden konnte, unpraktisch, fügte ihm kurzerhand einen Strich hinzu und schrieb damit Geschichte. Auch der Rest unseres Alphabets lässt sich historisch erstaunlich punktgenau auf einen Ursprung zurückführen: Vor 4000 Jahren verkürzten Arbeiter auf dem Sinai die ägyptischen Hieroglyphen zu reinen Lautwerten. Der Buchstabe B entstand aus der Hieroglyphe für »Haus«, weil das semitische Wort Beth »Haus« mit ihm beginnt. Eine bestechende Ökonomisierung der Schrift: Die Buchstaben reisten in die Welt, prägten über das Griechische letztlich all unsere modernen europäischen Schriftsprachen. Und auch südostasiatische Schriften wie die indische oder thailändische gehen auf jenes Ursprungsalphabet zurück. Matthias Heines neues Buch ist eine höchst unterhaltsame und aufschlussreiche Reise auf den Spuren einer alten Erfindung von unerhörter Modernität.