In Zeiten gesellschaftlicher Umstrukturierungen und individueller Neuorientierungen gewinnt das heterogene Feld der Bildungsberatung an Bedeutung. Hochschulberatung wird zu einem zentralen Knotenpunkt, der institutionell und individuell vielfältige Beratungsmöglichkeiten bietet. Diese reichen von Studien- und Laufbahnberatung über Lernberatung bis hin zur umfassenden Bildungslaufbahnberatung. Zudem versteht sich Hochschulberatung als Organisationsberatung, die die Entwicklung der Hochschule sowie die professionellen Bedürfnisse der Mitarbeitenden berücksichtigt. Der vorliegende Band beleuchtet diese Facetten und thematisiert die Spannungsfelder von Emanzipation und Steuerung in der Beratung. Die Beiträge reflektieren die breite Palette der Hochschulberatung in unterschiedlichen Formaten und Diskursen. Historische und aktuelle bildungspolitische Entwicklungen werden diskutiert, ergänzt durch Praxisbeispiele, die Zielgruppen, Beratungsformate und Qualifizierungsmodelle an Hochschulen thematisieren. Dabei wird auch auf den Wandel der Lernkultur, Qualitätsstrategien und Professionalisierungsentwicklungen eingegangen, um ein umfassendes Bild der Hochschulberatung zu zeichnen.
Kira Nierobisch Livres



Nach der wechselvollen Geschichte des Bildungsbegriffs scheint dieser im aktuellen erziehungswissenschaftlichen Diskurs eine Hochkonjunktur zu erleben. Versuche, ihn als zentrale pädagogische Reflexionskategorie in Frage zu stellen, haben seinen Stellenwert nicht geschmälert, sondern ihn eher gestärkt. Die anfängliche Euphorie über die Ergebnisse der ersten PISA-Studien ist einer Ernüchterung gewichen, insbesondere angesichts der negativen Folgen einer ökonomisch motivierten Bildungsreform. Diese Verschiebung eröffnet neue Perspektiven für eine kritische Auseinandersetzung mit den Prozessen menschlicher Subjektentwicklung, die nicht nur instrumentell betrachtet werden, sondern auch den Eigensinn des Individuums anerkennen. Die Beiträge des vorliegenden Bandes lenken den Fokus auf die historisch-gesellschaftliche Dimension von Bildung, entgegen der aktuellen Debatte, die Bildung oft als individuellen Prozess der Veränderung darstellt. Aus unterschiedlichen Perspektiven betonen die Autoren, dass die Berücksichtigung der vielfältigen geschichtlichen, politischen, ökonomischen und ideologischen Kontexte von Bildungsprozessen unerlässlich ist, um sowohl die theoretische Bestimmung als auch die praktische Entfaltung gesellschaftlicher Mündigkeitspotenziale zu ermöglichen.
Identitätsbildung in der Jugendarbeit
Zwischen Gemeinschaft, Individualität und Gesellschaft
Kira Nierobisch untersucht anhand biografieanalytischer Untersuchungen im Kontext der verbandlichen Jugendarbeit zeitgenössische Identitätskonzepte in ihren personalen, sozialen und vor allem kollektiven Dimensionen und überträgt sie auf Prozesse jugendlicher Vergemeinschaftung. Die Autorin verbindet damit sowohl die Diskussion nach der Rolle von Gemeinschaft als Sozialisationsinstanz für gesellschaftliche Partizipation und Kollektivität als auch die Frage, wie sich aktuell Identität im Spannungsfeld von Individualität und Kollektivität entwickelt. Dabei steht sowohl eine kritische Analyse von Vergemeinschaftungsprozessen, die immer auch Aspekte von Inklusion und Exklusion beinhalten, im Vordergrund.