Stimmung ist eine vielstimmige Errungenschaft der Aufklärung, die im 19. Jahrhundert weitgehend in Vergessenheit geriet. In diesem Band wird sie neu beleuchtet. Die Spannung zwischen musikalischer Stimmung und Vielstimmigkeit berührt zentrale Aspekte der Aufklärung und ist angesichts der globalen Vernetzung heute relevanter denn je. Die Fragen, ob Individuen wie Instrumente im Orchester abgestimmt werden müssen und wie individuelle Stimmen artikuliert und wahrgenommen werden können, stehen im Mittelpunkt. Musik-, Literatur- und KulturwissenschaftlerInnen untersuchen verschiedene Positionen des 18. Jahrhunderts und deren Bedeutung für die Gegenwart. Der erste Teil widmet sich den spezifischen Stimmungsdiskursen und "Temperaturen" der Aufklärung in Musikpraxis und -theorie sowie in der Literatur. Im zweiten Teil wird der Mensch als resonierendes Instrument in der aufklärerischen Diskussion thematisiert. Der dritte Teil zeigt, wie die Kunst der Musik eine harmonische und melodiebasierte Wissensordnung in den ästhetischen Disziplinen prägt. Schließlich werden Aktualisierungen präsentiert, die den Bezug zum zeitgenössischen Kunstschaffen herstellen und die anhaltende Relevanz der Aufklärung paradigmen verdeutlichen. Die Zeitschrift "Das achtzehnte Jahrhundert" wurde 1977 gegründet und erscheint halbjährlich mit Beiträgen aus verschiedenen Fachrichtungen.
Silvan Moosmüller Livres


'Über den weiten Sumpf, dessen gefahrlose Wege die vertrauten Weiden anzeigten und der zwischen der Straße und dem Walde lag, konnte man heute noch wandern […] Aber wie oft noch würde man so sicher über den Sumpf gehen können? Nicht mehr als zwanzigmal! Dann kamen die blauen Irrlichter wieder, die irdischen Gestirne.' Joseph Roth In den literarischen Werken und Reportagen des in Brody geborenen Schriftstellers Joseph Roth nimmt Galizien als realgeschichtlicher und zugleich imaginärer, erinnerter Raum eine bemerkenswerte Stellung ein. Dabei verdichtet sich die atmosphärische Präsenz dieser verschwundenen Region immer wieder um ein Element der Landschaft, das unter ständig wechselnden Perspektiven erscheint: die weitausgedehnten galizischen Sümpfe. Dieser wiederkehrende Topos bildet nicht nur den Fluchtpunkt von Roths galizischer Geopoetik; er widerspiegelt zudem das ambivalente Verhältnis des Autors zu einer 'Heimat', die ihm zeitlebens so nah wie fern, so fremd wie vertraut blieb. Silvan Moosmüller lebt in Basel und ist derzeit wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der SNF-Förderprofessur für Literatur- und Kulturwissenschaften an der Universität Luzern.