Cornelie Richter (1842–1922), Tochter des Komponisten Giacomo Meyerbeer und Gattin des Porträt- und Orientmalers Gustav Richter, war zwischen 1884 und 1922 Mittelpunkt eines gesellschaftlichen Kreises, dessen Korrespondenz ein einzigartiges Panorama prägender Persönlichkeiten der Zeit offenbart. Nach dem Tod ihres Mannes 1884 führte sie in ihrer Berliner Stadtwohnung und in der Villa am Kleinen Wannsee einen bekannten Salon. Zu ihren Gästen und Briefpartnern zählten prominente Namen wie von Bode, von Bülow, Hugo von Hofmannsthal, Harry Graf von Kessler und Cosima Wagner. Der Nachlass umfasst rund 1.000 Briefe an Cornelie Richter und dokumentiert die Assimilationsbestrebungen einer großbürgerlichen Familie im 19. Jahrhundert. Diese Korrespondenz erzählt von Alltagsleben, kommentiert das kulturelle Geschehen im wilhelminischen Berlin und reflektiert das Weltgeschehen. Sie gewährt Einblicke in eine Gesellschaftsschicht, die mit dem Ersten Weltkrieg verschwand. Besonders bemerkenswert sind die Einsichten weiblicher Briefpartnerinnen wie Hildegard von Spitzemberg und Helene von Harrach, die politische und gesellschaftliche Veränderungen mit bemerkenswerter Scharfsinnigkeit erkennen. Auffällig ist, dass von Cornelie Richter selbst kein einziger Brief überliefert ist; sie tritt uns nur als Frau im Spiegel entgegen.
Cornelie Richter Livres
