Nora Katenbrink Livres



Forschendes Lernen, seit den 1970er Jahren ein zentrales Thema in der Hochschuldidaktik, erlebt derzeit eine Renaissance an deutschen Universitäten. Die Reformen in der Lehrerausbildung lenken verstärkt die Aufmerksamkeit auf diese Methode, insbesondere in lehramtsbezogenen Studiengängen. Viele Universitäten stehen vor der Herausforderung, forschendes Lernen als reguläres Angebot zu integrieren, insbesondere durch die strukturelle Erweiterung der Praxisphasen im Lehramtsstudium. Dies birgt jedoch die Gefahr, dass forschendes Lernen zu einer inhaltsleeren Reformformel wird, die mit zahlreichen Erwartungen verbunden ist, wie der Förderung von Forschungs- und Reflexionskompetenzen sowie der Optimierung von Praxisphasen und Schulpraktika. In der Osnabrücker Lehrerbildung wurde im Rahmen der Bologna-Reform ein Forschungsmodul eingeführt, das forschendes Lernen für alle Studierenden im Lehramt verbindlich macht. Der vorliegende Band präsentiert verschiedene hochschuldidaktische Ansätze des forschenden Lernens an der Universität Osnabrück und bietet eine Bestandsaufnahme der Konzepte und Erfahrungen. Auf dieser Grundlage werden die Erwartungen kritisch hinterfragt: Welche Erkenntnisse lassen sich aus den vorgestellten Konzepten und Erfahrungen für die Programmatiken des forschenden Lernens ableiten?
Autonomie und Heteronomie: Peers und Schule
Das Beispiel eines reformpädagogischen Internats
Jugendliche und jugendliche Peergruppen bewegen und konstituieren sich in einem Spannungsfeld von Autonomie und Heteronomie. Diese grundsätzliche Antinomie bedeutet ein Dilemma für Erziehung und Pädagogik. Die Autorin fragt danach, wie in der Schule autonome und heteronome Rahmungen konzipiert und institutionalisiert werden. Zugleich rekonstruiert sie die schulischen Peerwelten hinsichtlich dieser Dimensionen. Durch den Fokus auf das Wechselspiel, verstanden als eine regelgeleitete und zugleich offene, auszugestaltende Beziehung, soll die diesbezügliche Verkürzung innerhalb der wissenschaftlichen und pädagogischen Diskurse überwunden werden. Grundlage der Rekonstruktionen sind qualitative Interviews mit SchülerInnen und Lehrkräften eines reformpädagogischen Internats, das sich in der Tradition der Landerziehungsheime verortet.