Im Sommer 2011 erlangte der Südsudan nach einem der längsten und blutigsten Bürgerkriege des afrikanischen Kontinents seine Unabhängigkeit vom Sudan. Doch auch nach der Abspaltung kehrte in keinem der beiden Länder dauerhaft Frieden ein. Der Südsudan rutschte im Dezember 2013 selbst in einen Bürgerkrieg katastrophalen Ausmaßes. Während vor allem die Nachbarstaaten für beide Länder die Initiative für Friedensbemühungen ergriffen haben, sind die Vereinten Nationen mit gleich drei Missionen in den beiden Staaten vertreten. Auf Beschluss des Deutschen Bundestags beteiligt sich auch die Bundeswehr an zwei dieser Missionen – UNAMID in der westsudanesischen Region Darfur und UNMISS im Südsudan. Mit diesem Band setzt das Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr seine erfolgreiche Reihe »Wegweiser zur Geschichte« fort. Ausgewiesene Fachleute bieten einen Überblick über die wichtigsten historischen Ereignisse und greifen kulturelle, soziale, wirtschaftliche und politische Themen auf, die für das Verständnis der beiden Staaten und die dort herrschenden Konflikte von Bedeutung sind.
Torsten Konopka Livres


Für die deutsche Sicherheitspolitik gewinnt der afrikanische Kontinent in letzter Zeit erheblich an Bedeutung. Dabei geht es aus deutscher Sicht zumeist um die Ausbildung lokaler Streitkräfte. Afrikanische Armeen sollen in die Lage versetzt werden, afrikanische Krisen selbst zu lösen. Hierbei stellt sich die Frage, mit welcher Art von Streitkräften die Bundeswehr in diesen Einsätzen kooperiert: Sind es kleine, professionelle Freiwilligenarmeen, wie sie mittlerweile in Europa den Standard bilden? Haben die afrikanischen Streitkräfte nach 1990/91 gar eine ähnliche Transformation erfahren wie die europäischen, die Wehrpflicht ausgesetzt, die Freiwilligenrekrutierung eingeführt sowie die Personalstärke kontinuierlich reduziert? Die eurozentristische Militärsoziologie, die zwar die Entwicklung der (west-)europäischen und nordamerikanischen Streitkräfte ausführlich bearbeitet, gibt bislang kaum Antworten auf diese Fragen, obwohl sie grundlegend für eine partnerschaftliche Kooperation auf Augenhöhe sind. Der vorliegende Band möchte hier einen ersten Ansatz zur Übertragbarkeit der militärsoziologischen Annahmen auf den afrikanischen Kontinent liefern. Torsten Konopka studierte „Geschichte“ und „Politik, Wirtschaft und Gesellschaft“ (PWG) in Bochum sowie „Military Studies“ in Potsdam. Er verbrachte mehrere Monate in Simbabwe und reiste durch das südliche Afrika.