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Ekaterina Vassilieva

    Das Motiv des Straflagers in der russischen Literatur der Postmoderne
    Fantasie an der Macht
    • Nicht Zensur prägt das heutige Russland, sondern ein autoritäres Machtverhältnis neueren Typs. Die Politik hat sich der Lehren der Postmoderne bedient und entwirft ihre eigene Omnipräsenz als postideologisches Gesamtkunstwerk so umfassend, dass sie sich selbst oppositionelle Bestrebungen zu eigen machen kann. Diese Literarisierung und Poetisierung des Politischen hat schleichend stattgefunden, und die Analyse jüngster politischer Entwicklungen der russischen Staatlichkeit muss nun mit Mitteln der Ästhetik erfolgen. Ekaterina Vassilieva nimmt dabei konservative Autoren ebenso unter die Lupe wie diejenigen, die eine emanzipatorische und kritische Position vertreten. Sie alle eint, dass sie mit ästhetischen Mitteln in das Politische eingreifen und durch ihre Werke eine gesellschaftliche Wirkung erzielen. Hoffnung schimmert in der Lyrik auf – jener Gattung, die, einer kritischen Tradition verpflichtet sowie in einer ständigen Innovationsbewegung begriffen bleibt, zeigt, dass ein vielstimmiges, emanzipatorisches Sprechen möglich ist.

      Fantasie an der Macht
    • Die Darstellung des Straflagers hat in der russischen Literatur eine lange Tradition, die im 20. Jahrhundert mit den Erinnerungen der Gulag-Opfer ihre berühmteste Ausprägung findet. Seit den 1980er Jahren entstand das Interesse der Postmoderne am Lagermotiv. Die vorliegende Arbeit konzentriert sich auf die grundsätzliche Frage, wie sich ein literarischer Topos verändert, wenn er in der Auseinandersetzung mit der älteren Lagerliteratur in einen neuen stilistischen und ästhetischen Kontext transponiert wird. In detaillierten Analysen von drei exemplarischen Texten, Dovlatovs „Zone“, Sorokins „Ein Monat in Dachau“ und Makanins „Der Buchstabe A“, werden, gestützt auf das Instrumentarium poststrukturalistischer Philosophie, Spielarten postmoderner Lagerprosa herausgearbeitet. Das Lager, kein Inbegriff des Bösen mehr, erscheint als Entwurf einer imaginären Welt von geradezu auratischer Wirkung. Gewalt wird ästhetisiert, Alltag theatralisiert, die Forderung nach Authentizität und die Frage nach Sinn und Werten entziehen sich ebenso eindeutiger Bestimmbarkeit wie die Position der Erzählinstanz und das Verhältnis von Autor und Erzähler.

      Das Motiv des Straflagers in der russischen Literatur der Postmoderne