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Peter Sindlinger

    Amoklauf 1913
    Urach zwischen Kriegsende und Wirtschaftswunder
    Lebenserfahrung(en) und Erfahrungsseelenkunde oder wie der Württemberger Pfarrer Immanuel David Mauchart die Psychologie entdeckt
    • Das Interesse des Württemberger Pfarrers Immanuel David Mauchart (1764–1826) gehört neben seinen amtlichen Aufgaben einer Psychologie, die gegen Ende des 18. Jahrhunderts unter der Bezeichnung Erfahrungsseelenkunde firmiert und vor allem mit dem Namen Karl Philipp Moritz verbunden ist. Nach Mitarbeit an dessen Magazin tritt Mauchart bald mit eigenen Publikationen an die Öffentlichkeit und wird bis nach Jena, Halle oder Berlin wahrgenommen. Ganz im Geiste der Aufklärung widmet er sich dem menschlichen Innenleben, dessen Abgründe und Rätsel größte Faszination für den Leser versprechen. Träume, Trunkenheit, Wahnsinn, Täuschung der Phantasie, Mord und Selbstmord sind einige Themen, die Mauchart anhand von lebendigen, aus unmittelbarer Umgebung genommenen Fallgeschichten in seinem Hauptwerk, dem Repertorium für empirische Psychologie, darstellt. In vorliegender Arbeit wird der geistige und lebensweltliche Horizont von Maucharts Leben und Wirken rekonstruiert. Es werden die Netzwerke aufgespürt, die den württembergischen Raum als ein Zentrum der psychologischen Forschung ausweisen. Mit Mauchart wird eine große, bisher weitgehend unbekannte Person der Wissenschaftsgeschichte sichtbar, hat er doch als Repetent am Tübinger Stift auch Hegel, Hölderlin und Schelling unterrichtet.

      Lebenserfahrung(en) und Erfahrungsseelenkunde oder wie der Württemberger Pfarrer Immanuel David Mauchart die Psychologie entdeckt
    • Amoklauf 1913

      Vom Versuch, eine Katastrophe zu bewältigen. Der Fall Ernst Wagner

      Der 39 Jahre alte Hauptlehrer Ernst Wagner tötet am 4. September 1913 in Degerloch seine Familie, um anschließend in Mühlhausen an der Enz Feuer zu legen und neun weitere Menschen zu erschießen. Nach der Tat wird von den Betroffenen das Geschehen in immer neuer Perspektive untereinander besprochen und weitererzählt. Die Kirchenvertreter suchen höheren Sinn zu stiften, der Amtmann berichtet von der Anteilnahme des Königs, der Kriegerverein ehrt die ermordeten Veteranen. Die Ortsbehörden inspizieren und zeichnen auf. Das Untersuchungsgericht nimmt sich die Zeugen vor. Sammlungsaufrufe werden verfasst. Ein Verlag will Bücher mit esoterischen Erklärungen verkaufen. Poesie soll helfen, eine Lehrersfrau dichtet zur Verteidigung des Standes. Die Experten treten in Aktion, die Juristen vernehmen weiter, die Psychiater begutachten. In Presse und Landtag – Parallelen zur Gegenwart sind frappierend – wird hitzig und kontrovers das Waffenrecht zum Thema gemacht. Und einige Zeitungen thematisieren selbstkritisch die eigene (Sensations-)Berichterstattung ... die Polyphonie zur Katastrophenbewältigung hält weiter an. Und dann spricht auch wieder der Täter, agitiert gegen das Judentum und für Rassenhygiene, bezeichnet sich als ersten Nationalsozialisten in der Anstalt, schließlich geht noch sein Hirn auf Reisen ...

      Amoklauf 1913