Menschen hinter den Fenstern von Linienbussen – sie warten nach einem Arbeitstag im Pariser Zentrum darauf, dass der Bus sie in die Banlieue zurückbringt. Sie wirken in sich gekehrt, in Gedanken vertieft, den Blick auf eine innere Landschaft gerichtet. Der Kamerablick auf die Porträtierten ist vielfach gebrochen durch Spiegelungen und irisierende Lichtreflexe. Diesen Fotografien gegenübergestellt sind ephemere Spuren menschlicher Präsenz: Kratzer, die in das Glas eingeritzt sind, Fingerabdrücke und andere Ablagerungen an den Busscheiben. In den Fotografien wirken sie wie abstrakte Lichtgesten, Wolkengebilde oder Sternenhaufen. Es scheint, als blickte der Betrachter in einen Inkubator, in den sich die Matrix des menschlichen Daseins aus kleinsten Partikeln zusammenfügt.
Dagmar Keller Livres


Passengers
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„Passengers“ folgt einer Beobachtung, die Dagmar Keller und Martin Wittwer eines Nachts während einer Reise durch Polen an einer Busstation machen konnten. Für einen Moment wirkten die Fahrgäste eines alten Reisebusses im spärlichen Licht hinter den teilweise verschmutzten, manchmal sogar vereisten Fensterscheiben wie Figuren aus einem Gemälde. Reisende, die aus der Zeit gefallen scheinen. Müde, in Gedanken versunkene, von Traurigkeit oder Freude aufgewühlte Gesichter — ganz nah und trotzdem durch die Glasscheibe getrennt. Diese kurzen, zerbrechlichen Momente hielten Dagmar Keller und Martin Wittwer in ihrer Serie „Passengers“ fest. „Passengers“ wird im November 2013 in der Lookout Gallery in Warschau gezeigt.