Das Leporello veranschaulicht auf 48 Seiten die Geschichte einer kleinen Stadt im Berliner Teilbezirk Schöneberg, die große Namen beherbergte und zeigt eindrucksvoll ein Stück jüngerer Berliner Geschichte. Bilder und Texte erinnern an die Entstehung der Haberlandstraße in der Gründerzeit und seine Bewohner, ihre Blüte in den 1920er Jahren, die Zerstörung am Ende des Zweiten Weltkriegs und den Wiederaufbau in den 1950er Jahren.
Gregorio Ortega Coto Livres




«Tadeusz Bojków, Tadzio? Was für eine abstruse Geschichte! Und Gustav von Aschenbach noch dazu und sicherlich die anderen Protagonisten auch! Echte Menschen. Wahre Geschehnisse. Zuviel, das ist wirklich zuviel! Das übertrifft mein Vorstellungsvermögen.» Unglaublich, was der Literaturprofessor und Thomas Mann-Experte Sebastian Rosslau auf einem Symposium im polnischen Krakau erfährt. Tadzio, der berühmte junge Mann aus Thomas Manns Novelle Der Tod in Venedig hätte tatsächlich gelebt. So erzählt es ihm Witold Zabranski, der polnische Germanist. Hätte er als Literaturexperte nicht davon wissen müssen? Immer tiefer zieht es ihn in eine geistige und erotische Beziehung mit Witold hinein. Das Undenkbare geschieht, als er die privaten Aufzeichnungen von Tadeusz alias Tadzio in den Händen hält. Über dessen Herkunft aus Krakau, den berühmten Sommer in Venedig, seine Karriere als Musiker bei den Berliner Philharmonikern, seiner Flucht vor den Nazis und der Wiederkehr als Soldat der British Army in die Ruinen des zerstörten Berlin. Gregorio Ortega Cotos bewegende literarische Fiktion erzählt so glaubhaft, wie es gewesen sein könnte, dass man es für die wahre Geschichte hält.
Untaugliche Indianer
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Im Gefängnis der Wünsche. Erstkommunion in Spanien, Liebeskummer in Berlin, Therapiesitzung in New York: die südliche Herkunft Ortegas prägt seine Wahrnehmung des Lebens im kalten und nüchternen Norden. Die Erinnerungen an Bilder und Worte nehmen in seinen Erzählungen die Gestalt verwunschener Welten an, deren Bewohner in ihren eigenen Vorstellungen gefangen sind oder Unfassbares erleben. Oft entscheidet ein kleiner Moment, ob sie über sich hinauswachsen oder scheitern. Ortega Cotos Helden sind stolze Kinder im provinziellen Mief Franco-Spaniens, verliebte Matrosen, lächerliche Außenseiter oder einfach zwei Menschen auf einem Berliner Bahnsteig morgens um halb drei. Wenn der Moment vorbei ist, sitzt die Geschichte im Kopf.
Spanien nach dem Bürgerkrieg. Der Alltag unter der Diktatur von Franco ist düster. Lina und Gustavo schütteln die familiären Zwänge ab, wandern frisch vermählt in das spanische Protektorat Marokko aus – nach Bab-Qarfa, einem Militärstützpunkt im Rif-Gebirge. Bald erkennt Lina, sie ist nicht die Frau, die Gustavo fern der Heimat braucht. Nach langer Wartezeit auf Nachkommenschaft belebt schließlich ein Sohn die zerrüttete Ehe der Caleros. Sie nennen ihn Pablo. Pablo ist acht Jahre alt, als eine dickstämmige Zeder Gustavos Kopf zerschmettert. Pablo, ein schon immer in sich gekehrter Junge, wird noch verschlossener nach dem Tod des Vaters. Bei Lina findet er Geborgenheit und Wärme, auch bei Ernesto Merino, Naima und Idir Ben Rahman … 1956, Unruhen brechen aus. Marokko erreicht seine Unabhängigkeit. Lina Calero trifft die Entscheidung, Marokko zu verlassen, in Richtung Heimat, nach Barcelona. Pablo ist inzwischen ein junger Mann geworden. Zunehmend stellt er sich Fragen. Wieso spricht seine Mutter kein Wort über Bab-Qarfa? Was ist aus seinen Freunden geworden? Entschlossen löst Pablo Calero den Vorsatz ein, den er seit geraumer Zeit mit sich herumträgt: Er kehrt zurück nach Marokko, nach Bab-Qarfa, um sich auf die Suche nach seiner Geschichte zu machen.