Michael Kinski Livres




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Die Beitragssammlung Nexus ehrt das jahrzehntelange Wirken Klaus Krachts mit annotierten und kommentierten Übersetzungen japanischer Texte aus dem Mittelalter bis in die Gegenwart. Die größtenteils erstmaligen Übertragungen lassen bisher nicht oder kaum gewürdigte Textgattungen zu Wort kommen, die gleichsam als Fingerzeig auf Desiderata japanologischer Grundlagenforschung zu lesen sind. Darunter finden sich die Buddhistische Predigt, Kürzeste Kunstprosa zu knapper Verslyrik, die Autobiographie, ein Traktat zur Kampfübung, Didaktische Texte über das Essen und über einen historischen Dramenstoff, eine Aufklärungsschrift zur modernen Zeitrechnung, Memoiren zur nationalen Feiertagskultur sowie Essayistische Literatur zwischen Alltag, Ästhetik und Politik – sie alle wollen einladen, den textwissenschaftlichen Blick über die Werke der Lyrik, Belletristik, Philosophie, des Rechtswesens und der politischen Agitation hinaus auf neue Gebiete der Überlieferungslandschaft zu lenken, deren Erschließung der Japanologie weiterführende Erkenntnisse verspricht.
"Riten" beginnen bei "Essen und Trinken"
Entwicklung und Bedeutung von Etikettevorschriften im Japan der Edo-Zeit am Beispiel der Tischsitten
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Die ethische Ausformung der Person und die Gestaltung des Gemeinwesens sind für den Konfuzianismus im Japan der Frühen Neuzeit zentral. Viele Gelehrte nutzten das Konzept der „Riten“ als Mittler zwischen ethisch anspruchsvoller Lebensbewältigung und konventioneller Sittlichkeit. Auffällig ist die Abwesenheit konkreter lebensweltlicher Anweisungen, die durch die Etiketteliteratur ergänzt wird. Diese Literatur bietet praktische Ordnungsentwürfe, die auf einer Normierung des sozialen Verkehrs basieren und das konfuzianische Gesellschaftskonzept transportieren. Michael Kinski weist dem Zeitraum von 1500 bis 1868 eine entscheidende Rolle bei der Herausbildung eines Normschrift-Typs zu, der für die Entwicklung des Genres nach der Landesöffnung prägend wurde. Beispiele aus der Essetikette, wie die Reihenfolge des Speisenverzehrs und die Kontrolle bestimmter Körperäußerungen, verdeutlichen einen qualitativen Wandel. In diesem Zeitraum bildet sich ein Kanon von Höflichkeitsregeln zur harmonischen Regulierung sozialer Beziehungen heraus. Kinski beschreibt diesen Prozess als Standardisierung und Verallgemeinerung von Verhaltensanweisungen, wobei die Etiketteregeln eine Allgemeingültigkeit beanspruchen, die über die Fragmentarisierung früherer Normschriften hinausgeht.