Selbstverortung ohne Ort
Russisch-jüdische Exilliteratur aus dem Berlin der Zwanziger Jahre
- 350pages
- 13 heures de lecture
Russisch-jüdische Exilanten reflektieren in ihrem literarischen Schaffen das Berlin der zwanziger Jahre und die Herausforderungen des Exils. Der Bruch im Lebenslauf zwingt sie, ihre Identität durch narrative Konstruktionen, sowohl autobiographisch als auch fiktional, neu zu definieren. Die Auseinandersetzung mit einer fremden Umgebung und Sprache führt zu einem Gefühl der Entfremdung, das für die russischen Juden in Berlin paradox vertraut ist, da sie auch im zaristischen Russland als Fremde galten. Britta Korkowsky analysiert exilliterarische Texte, insbesondere von Viktor Schklowski, Lev Lunc und Ilja Ehrenburg. Ihre Perspektive auf Berlin ist geprägt von einem Gefühl der Kälte und Lebensfeindlichkeit, während Erinnerungen an die Heimat die Wahrnehmung der Stadt beeinflussen. Diese nostalgischen Rückblicke überlagern die gegenwärtigen Eindrücke und lassen Berlin durch die Linse vergangener Bilder erscheinen. Die Autoren zeigen eine Rückkehr zur jüdischen Kulturtradition, erkennbar an Intertextverweisen zur Hebräischen Bibel und zum Midrasch. Die Distanz der Protagonisten zu ihrer Umwelt spiegelt sich in der narrativen Struktur ihrer Texte wider. In der Reihe erschien zuletzt Anne-Christin Saß mit einer Untersuchung zu osteuropäisch-jüdischen Migranten in der Weimarer Republik.
