A daily exercise in under 5 minutes using Google Docs, featuring 114 exercises based on the original texts of Brian Eno and Peter Schmidt (1975 onwards). Each strategy is applied to its own textuality, transforming into a concrete poem.
Hartmut Abendschein Livres






Des Hartmut Abenscheins genetischer Codon füllt ausgeschrieben fast 172 A4 Seiten und ist - da ohne Punkt und Komma - in einem Zug durchzulesen. Ein wunderbares Buch mit Goldprägung vorne und hinten und einer ganzen Menge an Ribonukleinsäure im OCR B Font von Adrian Frutiger zwischen den Buchdeckeln.
"Also" sprach Zarathustra
Zählung, Dichtung, Diagramme
In allen, die Nietzsches "Also sprach Zarathustra" gelesen haben, dürften die adverbial gebrauchten vier Buchstaben "also" vieltönig nachsummen und nachklingen. "Man darf vielleicht den ganzen Zarathustra unter die Musik rechnen", schreibt Nietzsche auch in seiner Selbsterklärungs- und Lebensberatungsschrift "Ecce homo". Da die quantitative Nietzsche-Forschung noch nicht wirklich begonnen hat, prescht Hartmut Abendschein schon mal vor, zählt die Vorkommen, verzeichnet die Vorkommenspositionen des Wörtchens "also" und diagrammatisiert diese mit One-Click-Tools. Diese visuelle Studie zielt auf die Entheiligung und Reästhetisierung eines berüchtigten Textes mit Hilfe statistischen Bestecks und einem darauf beruhenden Missbrauch von Diagrammen. Die zentrale Instanz, die Nietzsche im "Zarathustra" für tot erklärt, hat übrigens auch vier Buchstaben. Das andere four-letter word, das ubiquitäre "also", überlebt hingegen den Text. (Frank Fischer)
„Hartmann“ ist ein vielschichtiges Werk, das als Roman, visuelles Langgedicht oder Konzepttext interpretiert werden kann. Entstanden aus einem Stempelkonvolut (2014-2017), kombiniert es hunderte Office-Stempel zu einem narrativen Text, der stark abstrahiert und von Behördenatmosphäre geprägt ist.
Schellendiskursli / Schellenexkursli
Eine poetische Analyse des “Schellenursli” mit einem Kommentaressay und zahlreichen Illustrationen sowie einem Nachwort von Elisabeth Wandeler-Deck
Das bekannte Kinderbuch „Schellenursli“ (Carigiet/Chönz, 1945) geniesst in der Schweiz Kultstatus. Dabei wird es, seit seiner Publikation, weitgehend kritikfrei als Kanoniker und Identitätstext durch die Jahrzehnte gereicht. Zum bald 70. Geburtstag möchte sich „Schellendiskursli / Schellenexkursli“ diesem Text in experimenteller, poetischer Weise nähern und Probleme und die Vielschichtigkeit der darin versammelten, diskursiven Einlassungen im Bild und Text untersuchen. Dabei geht es nicht alleine darum, beispielsweise - aus heutiger Sicht - neoliberale Ideologeme zu markieren und zu stigmatisieren. Vielmehr durchziehen Bild und Text multiple Diskursaussagen, die breite Wissensfelder der Theologie, Psychoanalyse, Ökonomie, Philosophie, Sexualität, Literatur etc. berühren: „Schellendiskursli / Schellenexkursli“ greift diese auf und dekonstruiert sie zu einem komplexen, assoziativen Gewebe, das neue Zugänge legen soll.
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Sonettenkranz, Sonder-Edition
Was also haben wir hier? Eine Übersetzung oder Übersetzungen eines Sonettenkranzes? Ein Stück Typewriter Art, in dem eine Beziehung der Ähnlichkeit im Sinne der Repräsentation doch noch gegeben ist, weil da ein Original gemeint, zitiert ist? Oder haben wir es mit einer Ähnlichkeit zu tun, die eine entsprechende unterordnende Beziehung zu einem Ausgangspunkt verneint und stattdessen die Ähnlichkeiten vermehrt? Oder anders gefragt: Lese ich Konsonanten und Vokale als Zeichen eines zu rekonstruierenden Textes oder sehe ich sie als vokal- und konsonantenähnliche Erscheinungen? ... Aufgrund von Materialeigenschaften des Drucks ergeben sich mir Fragen an einen eigentlichen Text, komme ich zu Konjekturen, stelle ich Vermutungen mit Blick auf die sprachliche Zeichenhaftigkeit an; aufgrund des geisterhaften Hintergrundtextes, des Ursonettenkranzes von 2007 sozusagen, gelange ich zur Einsicht der Andersartigkeit, der Eigenständigkeit, vielleicht der Unabhängigkeit der buchstabenähnlich bedruckten Papiere, die mir vorliegen. (Stefan Humbel)
Nicht begonnenes fortsetzen
Text, Kontur, Schatten
“nicht begonnenes fortsetzen” ist ein korpuspoetisches Projekt und beschäftigt sich u. a. mit der Poetik der Textkontur. Gesammelte Texte und Aufzeichnungen eines Zeitabschnitts werden in einen Dialog mit Klappdrucken gebracht, die deren Textumriss, aber auch Dichte bzw. Flächigkeit vorgeben. Durch weitere Manipulationen und Umgestaltungen der Textkörper finden nicht nur sichtbare Veränderungen der ursprünglichen Textsemantiken statt. Das Verfahren ermöglicht es zudem, ursprünglich kleinere, unabhängige Einheiten miteinander in Verbindung zu bringen und zu grösseren, assoziativen Textgebilden bzw. metrisierten Erinnerungsgeweben zu verdichten. Die Arbeit soll für die Ästhetik und Semantik des Umrisses sensibilisieren und ist ein eposartiges, fliessendes Textambiente an der Schnittstelle von Konzeptliteratur, Bildender Kunst und Konkreter Poesie.
Flarf Disco
Popgedichte
Flarf Disco folgt einem konzeptuellen Ansatz. Aus der vollständigen Sammlung von 120 Musik-CD-Samplern einer Zeitschrift für Popkultur und -theorie („Spex“, Jahrgänge 2000-2014) wurden die Musiktitel extrahiert und – wo nötig – ins Deutsche übertragen. Das so destillierte Wortmaterial wurde als (exemplarisches) Spracharchiv bzw. Korpus einer zeitgenössischen Popsprache verstanden und verwendet. Unter Anwendung diverser Montageverfahren und -techniken der Verdichtung und in mehreren Bearbeitungsstufen entstanden daraus Gedichte und Stimmungsbilder, die sich in Themenfeldern wie Jugend/Alter, Geschlecht/Gender, Musik, Identität, Urbanität etc. bewegen.
Recycling Le Tour de France
Komposition für drei Soundboards, eine Yamaha PSR-420 und diverse, künstliche Stimmen
“natürlich kann man in der rückschau immer sagen man hätte mehr tun können sagte der u c i präsident aber man kann nur so viel tun wie das system das in kraft ist zulässt” Veraltete Texte und gebrauchte Instrumente können durch bekannte und neue Verfahren und Kontextualisierung recycelt werden. Die Produkte sind oftmals erstaunlich. Dies soll ein praktisches Plädoyer für den kreativen Umgang mit abgegriffener Kultur sein. “Recycling Le Tour de France” versteht sich als multimediale, konkret-poetische Montagearbeit, die überkommene Text-, Hard- und Softwareformen, d. h. Sprache, Sound und Technik zerlegt, anwendet, rekombiniert und daraus frische, ästhetische Gebilde formt. Ausgangsmaterial ist hier eine Audio-Transkription einer Tour-de-France-TV-Übertragung (1996), die bspw. durch einen Mesostichon-Algorithmus nach John Cage bearbeitet wird.
