Wolfgang Schelz Livres






»Ein anderer der Herren, lautstark, leicht angetrunken, gab ihm recht: ›So ist es. Schlimme Zustände haben wir, keine Hoffnung.‹ Der dritte fuhr ihm ins Wort: ›Wer keine Hoffnung hat, kann nicht enttäuscht werden.‹ Darauf die Antwort: ›Ich fürchte, nach den Wahlen haben wir eine neue Regierung; wer weiß, es kommt wohl alles noch schlimmer.‹ Die Musik spielte wieder auf. Gedämpft klagte Lutz: ›Leider hat der Mensch recht: Wenn der Staat uns Beamten eine kleine Lohnerhöhung gibt …‹ – ›Die Steuer frisst das meiste weg‹, ergänzte Lucie, ›den Rest schluckt die Bank durch eine Gebührenanpassung.‹ Halb scherzhaft reagierte Albert: ›Ihr mit eurer Bankenphobie! Wir müssen uns auch durchkämpfen.‹ ›So oder so‹, erwiderte Lucie, ›man hört so manches, von gewissen Methoden …‹ Albert lenkte ab von dem Thema: ›Wir wollen doch die Grüne Woche genießen, uns amüsieren. Ihr wollt sicher nicht …‹, und Marianne: ›Also Prost!‹ Und sie hob das volle Glas mit Tokajer.«
➞ Thomas Bernhards (1931-1989) Aussagen in seinen autobiographischen Werken ➞ Persönliche Äußerungen Th. Bernhards über den Sozialismus ➞ Der Sozialismus in Bernhards Erzählungen und Dramen ➞ Aussagen Bernhards über den Sozialismus in ihrem zeitgeschichtlichen Zusammenhang ➞ Bernhards Stellung zu den Sozialisten in Österreich ➞ Einige Nachworte
Thomas Bernhard (1931–1989) war ein scharfer Kritiker des Staates Österreichs und seiner Regierungen. Die vorliegende Untersuchung zeigt eine grundsätzlich kritische Haltung Bernhards gegenüber staatlicher Macht, die als ständiger Machtmissbrauch zu schädlichen Folgen für den Einzelnen und die geistige und kulturelle Entwicklung in den Staaten führt. Bernhard bedauert deshalb das Scheitern der Revolutionen in Geschichte und Gegenwart.
Es mag überraschen zu lesen, es gebe zwischen dem Dichter der Dramen Libussa und Ein Bruderzwist in Habsburg einerseits und dem Dichter der Stücke Der Theatermacher und Heldenplatz andererseits irgendwelche Bezüge in den Themen und Gedanken. Der zeitliche Abstand und die Unterschiede in der Mentalität der beiden österreichischen Dramatiker Franz Grillparzer (1791–1872) und Thomas Bernhard (1931–1989) scheinen das auszuschließen. Aber schon die Kämpfe, die beide um ihre Werke auszufechten hatten, weisen auf ähnliche Schicksale.
Ödön von Horváth (1901–1938) und Thomas Bernhard (1931–1989) waren als Menschen und als Dichter sehr unterschiedliche Persönlichkeiten. Zwischen Kasimir und Karoline und dem Weltverbesserer zum Beispiel scheinen auf den ersten Blick literarische Welten zu liegen. Bei näherem Hinsehen gibt es aber Ähnlichkeiten und unerwartete Bezüge. – Aus dem Inhalt: 'Horváth und Bernhard und ihr Werk', 'Verächtliches über Frauen', 'Gedemütigte und gequälte Frauen' und 'Zerstörte Frauen'.