Napoleons Hochzeit
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«Ich wünsche, daß du nicht jeden Samstag fastest wie die anderen Huren, die frömmer sein wollen als das alte Testament, sondern nur an den Vigilien der hohen Feste, zu allen Quatembern und an allen Freitagen im März. Gib bekannt, daß du in diesen heiligen Nächten mit niemanden schläfst und verkaufe sie indessen heimlich dem, der am meisten dafür zahlt.» Dieser mütterliche Rat aus Pietro Aretinos 1536 erschienenen «Kurtisanengesprächen» verdeutlicht die Widersprüchlichkeit der Existenz von Prostituierten im 16. Jahrhundert in Rom, wo sie mit Koketterie, Schönheit und Bildung als «Cortigiane» Erfolg hatten. Die Autorin nutzt zahlreiche bisher ungenutzte Quellen, um überkommene Klischees zu hinterfragen und ein realistisches Bild der Frauen zu zeichnen, die in die Ewige Stadt kamen, um durch käufliche Liebe ihren Lebensunterhalt zu sichern. Sie beschreibt eine ambivalente Gesellschaft, geprägt von religiöser Strenge, Gewalt und sinnlicher Lebensfreude, in der alle Versuche, der Prostitution Einhalt zu gebieten, scheiterten. Die Gegenreformation stellte schließlich eine Reaktion auf den sittenstrengen Protestantismus dar und schränkte das sinnenfrohe Leben stark ein. Monica Kurzel-Runtscheiner, geboren 1965, studierte Kunstgeschichte und Geschichte in Wien und Rom. Sie ist Kustos am Kunsthistorischen Museum in Wien und Lektorin für Frauengeschichte an der Universität Wien.
Kutschen der Fürsten von Thurn und Taxis
Im April 2007 sind 17 hochrangige Fahrzeuge aus dem Regensburger Marstall der Fürsten von Thurn und Taxis als Dauerleihgaben in die Wiener Wagenburg übersiedelt. Besonders eindrucksvoll sind jene Luxusfahrzeuge, die Fürst Maximilian Karl Anfang des 19. Jahrhunderts in Wien bestellt hatte – darunter ein Galawagen des berühmten Fabrikanten Brandmayer (der sogar den Papst und den türkischen Sultan belieferte), und ein reich verzierter „Nachmittags-Wagen“ vom Wiener Wagenbauer Engl. Der ebenfalls von Engl gebaute, einfachere Wagen für Ausfahrten am Vormittag hat sich leider nicht erhalten. Ein Höhepunkt sind natürlich jene Kutschen, die 1858 für Prinzessin Helene in Bayern gebaut wurden. Helene war die erste Braut Kaiser Franz Josephs gewesen – 4 Jahre nachdem er sich für ihre jüngere Schwester Sisi entschieden hatte, heiratete sie den Erbprinzen Maximilian Anton von Thurn und Taxis. Die zahlenmäßig größte Fahrzeuggruppe stammt aus dem Besitz der Fürstin Margarete, einer Tochter des ungarischen Palatins Erzherzog Joseph, die 1890 Fürst Albert I. von Thurn und Taxis heiratete. Sie unterhielt zeitlebens engen Kontakt zum Kaiserhof, weshalb im Regensburger Bahnhof stets ein eigener Sonderzug für die Fahrten der Familie nach Wien bereit stand. Die exzentrische Fürstin, die auch als Malerin und Bildhauerin tätig war, ließ viele Wagenankäufe in Wien tätigen, darunter so skurrile Objekte wie ein Tragsessel auf Rädern oder ein zweirädriger offener Jagdwagen, unter dessen Sitz ein Kasten für die mitgeführten Hunde eingebaut ist. Der Katalog und die gleichnamige Ausstellung geben ein lebendiges und eindrucksvolles Bild von fürstlicher Lebensart und der Fahrkultur vergangener Zeiten.