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Friedrich Michael Dimpel

    Die Zofe im Fokus
    Freiräume des Anderserzählens im Lanzelet
    Techniken der Sympathiesteuerung in Erzähltexten der Vormoderne
    • Der Band stellt zahlreiche narrative und rhetorische Strategien der Sympathiesteuerung in verschiedenen Gattungen vom Hildebrandslied bis zur Lyrik Lars Gustafssons mit besonderem Augenmerk auf die mittelalterliche und frühneuzeitliche Literatur vor. Dabei wird einerseits das Potential von Analysemodellen zur Sympathiesteuerung vorgeführt, andererseits werden Problemfälle der Modellbildung und der Anwendung diskutiert. Sympathiesteuerung erweist sich häufig als ein ambivalentes Phänomen, da die Kopräsenz von positiven und negativen Sympathiesteuerungsverfahren auch in vormodernen Texten eher die Regel als die Ausnahme ist. Inwieweit die Vielfalt der Sympathiesteuerungsverfahren ihr Wirkungspotential entfalten kann, ist nicht zuletzt abhängig von Textsorte und Figurenkonstellation.

      Techniken der Sympathiesteuerung in Erzähltexten der Vormoderne
    • Während Worstbrock das 'Wiedererzählen' als „fundamentale allgemeinste Kategorie“ beschreibt, wird oft 'anderserzählt': Etwa bei Ulrich von Zatzikhoven. Andernorts wird die Seriosität von Quellenberufungen durch seriöses Erzählen gestützt; der 'Lanzelet' setzt dagegen auf Komik: Indem Quellenberufungen selbst komisiert werden, stehen sie nicht mehr im Dienst einer verbürgenden Autorisierung der Stoffherkunft. Eingehend analysiert wird Ade („Adieu“), die zweite Freundin Lanzelets, die nur temporär im Roman existiert. Mit der Ade-Handlung wird das Ausstellen von Fiktionalität und von metanarrativen Elementen forciert. Am Ende der Ade-Handlung schreibt Ulrich: „Von Ade wird Euch nun kein einziges Wort mehr gesagt.“ Damit verweist er darauf, dass er auch die 'materia' kontrolliert: Er kann Figuren erschaffen und tilgen. Der Typus der Lebensabschnittsbegleiterin fungiert als ein Freibrief für narrative Experimente, u. a. wird eine Überschreitung von Rollenbeschränkungen für Frauenfiguren ermöglicht.

      Freiräume des Anderserzählens im Lanzelet
    • Die Zofe im Fokus

      Perspektivierung und Sympathiesteuerung durch Nebenfiguren vom Typus der Confidente in der höfischen Epik des hohen Mittelalters

      • 446pages
      • 16 heures de lecture

      Diese Studie rückt die Zofe in den Mittelpunkt. Auch wenn sie nur Nebenfiguren sind, sind Zofen in der mittelhochdeutschen Literatur doch oft genug an zentralen Ereignissen maßgeblich beteiligt: Ohne Brangäne hätte Tristan nicht den Minnetrank getrunken, ohne Brangäne hätte man Marke in der Hochzeitsnacht nicht täuschen können. Eine Zofe handelt vorwiegend verbal, sie dient als Confidente und Beraterin ihrer „vrouwe“, oft genug assistiert sie auch dem Ritter, der um ihre „vrouwe“ dient. Die Figurenperspektive der Zofe stellt ein Korrektiv zu den Perspektiven der Hauptfiguren dar. Unter der Überschrift ‚Perspektivierung’ werden zunächst etablierte Ansätze wie ‚Fokalisierung’ und ‚Perspektivenstruktur’ diskutiert und um das Modell der ‚Fokussierung’ ergänzt, das zur Analyse von gesprochener Figurenrede eingeführt wird. Da Zofen oft entscheidend dazu beitragen, dass ein Ritter sympathisch werden oder bleiben kann, wird ein Ensemble an Sympathiesteuerungsverfahren vorgestellt, und es werden Kriterien zu ihrer Gewichtung entwickelt. Im Analyseteil zur Confidente im ‚Eneasroman’, ‚Iwein’, ‚Tristan’, ‚Mauritius von Craûn‘, ‚Wigalois‘ und ‚Partonopier und Meliur‘ wird das narratologische Instrumentarium zu Perspektivierungstechniken und Sympathiesteuerungsverfahren mit einer traditionellen Texterschließung verbunden, die die Zofe in den Blickpunkt nimmt.

      Die Zofe im Fokus