Timidities
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The pieces in Timidities are created by repurposing text gathered from websites






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Who am I? Can any one answer ever be definitive enough to define oneself? Hannes Bajohr's „Monologue“ is a single, 120 page sentence attempt at answering this question. Culled from letters to Dan Savage's queer advice column „Savage Love,“ it creates a fraught song of myself, and a probing hyper-identity that contains multitudes.
Langgedicht
Was heißt heute, dreißig Jahre nach dem Mauerfall, eigentlich „Wir“? Hannes Bajohrs Langgedicht befragt dazu den „Wendekorpus“, eine Sammlung aus Texten der Wendezeit, die eigentlich zur linguistischen Analyse gedacht ist. Indem er alle mit „wir“ beginnenden Saetze heraussucht, schafft er aus dem Sprachgewirr von 1989/90 ein gebrochenes Portrait jenes Niemandslandes zwischen Mauerfall und Wiedervereinigung, in dem noch kein einheitliches großes, sondern viele kleine Wir zu hoeren waren.
Texte zur Literatur im Digitalen
Alle Literatur ist heute digital, aber nicht jede weiß darum. Die Frage, in welchem Sinne von digitaler Literatur gesprochen werden kann und was daraus für das Wissen über Literatur und Digitalität folgt, animiert die Beiträge dieses Bandes. In ihnen diskutiert Hannes Bajohr Verwandtschaftsverhältnisse zwischen konzeptueller und programmierter Literatur, skizziert Poetologien und Schreibpraxen und stellt sich der Herausforderung, die Künstliche Intelligenz sowie machine learning für das literarische Schreiben darstellen. So dokumentieren die zwischen 2014 und 2021 entstandenen Texte auch die Veränderungen in der Diskussion über Literatur im Digitalen. Sie erheben Einspruch gegen ein „prometheisches Unbehagen“, das die Ersetzung des Menschen durch die Maschine fürchtet und daher die Maschine nur menschlich denken kann. Welche Möglichkeiten ergeben sich stattdessen aus einer Literaturproduktion, die nicht mehr an einer anthropologischen Sonderstellung und Begriffen wie Genie oder Kreativität orientiert ist? Denn Literatur, so lässt sich hier erfahren, gibt es ohnehin nur als Verabredung.
Die Welt in Hannes Bajohrs (Berlin, Miami) ist alles, was einer mit vier Gegenwartsromanen gespeisten KI zugefallen ist: ein namenloser Programmierer, der Listen daraufhin prüft, wer tot ist und wer nicht. Agenten der sogenannten Ãää-Firma, die Ãäängste schüren wollen. Die Gründung des niedrigen Kongresses auf Sylt. Kieferling und Teichenkopf. Lebensviren und Co-Yoga. Pechwörterworte, Sechs-Lame-Sprache und DER UNTERSCHIED. Was daraus generiert wird, ist Erzählung als bloßes Oberflächenphänomen, der irrwitzige Fiebertraum eines Sprachmodells, das Liebesgeschichten und Verschwörungsnarration simuliert, um sich – der Logik von Realität und Grammatik zum Trotz – umgehend selbst ins Wort zu fallen, an die Wand zu fahren und auch noch der letzten kausalen Klammer zu entledigen. Doch anstatt schlussendlich daraus aufzuwachen, wird die KI von Bajohr immer weiter angespornt, bis selbst der altbekannte Traum der Roboter von elektrischen Schafen platzen muss und so der Literatur gänzlich neue Rahmen steckt.
Im Jahr 1969 kreieren namhafte Dichter in Paris ein viersprachiges Kettenpoem, das die Idee des Weitermachens und der Anknüpfung thematisiert. Während die ursprünglichen Übersetzungen konventionell die Mehrsprachigkeit in Einsprachigkeit umwandeln, präsentiert Hannes Bajohr eine innovative Strategie der Seitwärtsübersetzung. Sein Ansatz reorganisiert die Zeilen des Originals und der Übersetzungen, um dynamisch neue Texte zu schaffen. Der Band entwickelt sich vom Remix des ursprünglichen Renga zu einer neuen mehrsprachigen Version, die alle existierenden Übersetzungen umfasst und eine Rückübersetzung in den Ausgangszustand darstellt.
Die rasante Entwicklung der künstlichen Intelligenz, exemplifiziert durch Programme wie ChatGPT, führt dazu, dass die Unterscheidung zwischen von Menschen und Maschinen verfassten Texten zunehmend schwierig wird. Diese Technologie stellt nicht nur die Grenzen der menschlichen Kreativität in Frage, sondern wirft auch grundlegende Fragen zur Authentizität und zur Zukunft der Kommunikation auf.
Dieser Band widmet sich den philosophischen wie literarischen Verfahren, die Hans Blumenberg in seinen Texten zur Anwendung bringt, und eröffnet so neue Zugänge zu seinem Werk. Hans Blumenbergs Werk ist mit einer Theorie des Mythos, der Metapher und der Epochenumbrüche, technikphilosophischen Reflexionen, literaturtheoretischen Überlegungen und literarischen Glossen ungewöhnlich vielgestaltig. Die Beiträge des Bandes begegnen diesem Umstand, indem sie nicht einzelne Grundgedanken, sondern Vorgehensweisen und Techniken, methodische Ansätze und taktische Blickwendungen fokussieren. Ihr Interesse gilt Blumenbergs Verfahren. Sie betrachten etwa den Metapherngebrauch des Metaphorologen und seine Vorliebe für implikative Zugänge, die unmögliche Abschreitung des Horizonts und die Verabschiedung der Theorie als theoretisches Verfahren. Auf welche Weise nähert sich Blumenberg den Wirklichkeiten, in denen wir leben? Wie wird die Arbeit an der Bedeutsamkeit ins Werk gesetzt? Und welche dieser Verfahren lassen sich heute noch in Anspruch nehmen oder weiterdenken? Mit Beiträgen von Hannes Bajohr, Rüdiger Campe, Johannes Endres, Sebastian Feil, Petra Gehring, Eva Geulen, Anselm Haverkamp, Felix Heidenreich, Katharina Hertfelder, Wolfgang Hottner, Niklaus Largier, Christoph Paret, Birgit Recki und Christine Weder
Die Wiederkehr des Menschen im Moment seiner vermeintlich endgültigen Verabschiedung
Mit dem Begriff des Anthropozäns kehrt der in der Folge des Poststrukturalismus lange verrufene Begriff des Menschen wieder in die Geisteswissenschaften zurück. Der Band betrachtet den Beitrag der philosophischen Anthropologie zur Anthropozändebatte, diskutiert das Verhältnis der Kategorie "Mensch" zu jener des "Anthropos" und der "Spezies" und untersucht "negative Anthropologie" als mögliche Zwischenstellung zwischen Post- und Neohumanismus.