Thematisch gruppierte japanische Sprichwörter und Aphorismen aus einer historischen Sammlung von 1929 werden hier präsentiert. Die Auswahl enthält begleitende Strichzeichnungen, die den gesellschaftspolitischen Kontext der Taishô- und frühen Shôwa-Periode widerspiegeln. Humorvoll vermitteln die Sprichwörter Lebensweisheiten, während sie Anstrengung und Fleiß loben und gleichzeitig Geldstreben sowie Müßiggang kritisieren. Einige Sentenzen spiegeln zeitgebundene Ansichten, insbesondere zu Geschlechterrollen, wider und zeigen deren anhaltende Relevanz bis in die Gegenwart.
In der zweieinhalb Jahrhunderte währenden Edo-Zeit (1603–1867) mit ihrer 4-Klassen-Gesellschaft (Samurai/Bauern/Handwerker/Kaufleute), kannte Japan nur eine differenzierte, standesgebundene Erziehung. Staatsideologie war die Auslegung der chinesischen Klassiker durch den (Neo-)Konfuzianisten Chu-Hsi. Die konfuzianisch geprägte Sittenlehre betonte neben Loyalität, Kindesliebe und pflichtkonformem Verhalten auch die untergeordnete Rolle der verheirateten Frau mit den „drei Unterwerfungen“ (im Verhältnis zu Schwiegereltern, Ehemann und Kindern). Im Laufe des 18. Jahrhunderts entwickelte sich eine aufklärerische, synkretistische Bewegung der Volkserziehung, die „Lehre vom Herzen“ (Shin-gaku), welche konfuzianische Dogmen unter Einbeziehung von Buddhismus und Shintoismus in leicht verständlicher Sprache – abgestellt auf das Alltagsleben des einfachen Volkes – propagierte. Im Mittelpunkt stand das Bemühen um die Erkenntnis des „Herzens“ als einer jedem Menschen eigenen (guten) „Ur-Natur“ mit dem Ziel, den Menschen so mit dem alles Sein tragenden „Weg des Himmels“ in Einklang zu bringen. Das Schrifttum zu den thematisch ein gesamtes Menschenleben ansprechenden Ethik-Geboten umfasst neben theoretischen Ausführungen, Vorträgen, volksnahen Erzählungen, Parabeln und Predigten auch 31-silbige Moral-Gedichte („Gedichte über den Weg“). Der Band stellt auf diese, häufig durch Illustrationen verdeutlichten Gedichte ab und ordnet sie, in alphabetisch-thematischer Reihung, zu einem illustrierten Wörterbuch japanischer Ethik-Konzepte der Vormoderne.
Das vorliegende Lesebuch setzt sich zum Ziel, dem westlichen Leser auf unterhaltsame Weise – über Märchen, Legenden und Kindergeschichten aller Art – einen kleinen Einblick zu vermitteln in die so vielschichtige Welt von „Volkserzählungen“, die für die Kenntnis japanischer Mentalität und Geistesgeschichte bedeutsam sind.
Zu den mündlich tradierten Kulturgütern Japans zählen neben einem vielfältigen Liedergut, Sprichwörtern oder Rätseln, auch und vor allem die mit den „Legenden“ unter dem weiten Sammelbegriff „Erzählungen aus alter Zeit“ zusammen gefassten „Märchen“. Die hier vorgelegten Kurzgeschichten haben kein anderes Ziel, als dem interessierten Leser einen kleinen Eindruck von der Welt dieser „Volkserzählungen“ Japans zu vermitteln. Mehrheitlich sind sie dem Korpus der „Legenden“ entnommen und stehen, wie auch die wenigen aufgegriffenen Märchen, beispielhaft, stellvertretend für die Vielfalt und Tiefe eines Schatzes an Tradition und Volksbrauchtum, der sicherlich in seiner ganzen Breite noch nicht allumfassend und systematisch von der Forschung „gehoben“ und „ausgewertet“ wurde
„Säcke der Weisheit“, „Meere des Wissens“ – so lauten die Titel der in dieser Untersuchung erstmalig aufgegriffenen alten japanischen Hausbücher (17.–19. Jh.), die einen fesselnden Einblick in die Haushalts- und Alltagskultur Japans gewähren. Die Themen reichen von vertrauten Gesten im Haus und Garten über praktische Probleme bei Arbeit und Handwerk bis hin zu überraschenden Sitten der Ess-Kultur. Auch Ratschläge zu Reisen, zur Vorbeugung und Heilung von Krankheiten sowie Geheimnisse der Körperpflege und Kosmetik werden behandelt. Diese reich bebilderte Pionier-Arbeit vermittelt eine intime Kenntnis der japanischen Mentalität und Lebensart der Vor-Moderne. Dabei zeigt sich eine fesselnde Koexistenz von empirischem Wissen und magischem Denken, geprägt durch jahrhundertealte shintô-buddhistische Traditionen. Handlungen mit überraschender Logik begleiten Verhaltensweisen, die trotz ihrer historischen Wurzeln auch in der Zeit beginnender Rationalisierung relevant blieben. In Form eines „Lesebuchs“ werden beispielhafte Übersetzungen präsentiert und durch Kommentare zu übergreifenden Fragen der japanischen Kulturgeschichte ergänzt. So eröffnet sich dem interessierten Leser ein spannender Streifzug durch zahlreiche Bereiche und Situationen des täglichen Lebens im Japan der ausgehenden Feudalzeit.