Universalistische Ordnungskonzepte gehören zu den kraftvollsten Ideen der Weltgeschichte. Sie gewinnen ihre Stärke aus dem Anspruch, für alle Menschen zu gelten. Nach dem Ende des Kalten Krieges bildete sich eine Weltordnung heraus, die sich den Idealen eines in westlich-aufklärerischer Tradition stehenden Universalismus immer weiter anzunähern schien. Universalistische Strömungen riefen aber immer schon Gegenkräfte auf den Plan. Seit einigen Jahren befindet sich der westliche Universalismus in einer Phase der Defensive, die durch Herausforderungen von außen wie auch innergesellschaftlicher Art geprägt ist. Der Band fragt in einer Perspektive der longue durée nach Entstehung, spezifischen Ausformungen und Prozessen der Infragestellung universalistischer Strömungen sowie eines universalistischen Gemeinwesens. Das Betrachtungsfeld reicht dabei von der Spätantike bis in die jüngste Zeitgeschichte und bezieht auch Beispiele aus Russland und der islamischen Welt ein. Mit Beiträgen von Clemens Albrecht, Martin Aust, Udo Di Fabio, Jan Eckel, Peter Geiss, Dominik Geppert, Dieter Gosewinkel, Eva Hausteiner, Judith Pfeiffer, Michael Rohrschneider, Grit Straßenberger, Mahir Tokatlı und Konrad Vössing.
Peter Geiss Livres






Histoire / Geschichte
Europa und die Welt seit 1945
In Krisenzeiten wächst der Wunsch, aus der Geschichte zu lernen. Peter Geiss untersucht in 14 Fallskizzen von der Antike bis zur Neuzeit, wie Entscheidungsträger ihr Handeln aus historischen Erkenntnissen ableiteten und ob sich tatsächlich aus der Vergangenheit lernen lässt.
How was peace brought about at different time periods? What methods were employed in attempts to secure peace? The entries within this volume provide answers to these questions, focusing on the period from the 16th Century until after the Cold War. They highlight concerns that are of high relevance in the present day, such as those of the non-violent treatment of religious differences, to which early modern peace politics found noteworthy answers, or of the challenges regarding peace politics that arise from the people’s right to self-determination. Inspired by the North Rhine-Westphalian upper secondary school curriculum for the subject of history, this volume addresses teachers and researchers in the field of history and historical didactics, as well as a wider readership who is interested in historical peace research.
In den letzten Jahren hat die Lehrerbildung – Stichwort »Kompetenz- und Outputorientierung« – vielfältige bildungspolitische Steuerungsimpulse erfahren, während die universitären Wissenschaftsdisziplinen in den Hintergrund getreten sind. Der Band eruiert Möglichkeiten, Lehrerbildung wieder stärker aus den disziplinären Spezifika der Fächer heraus zu definieren. Denn fachwissenschaftliche, fachdidaktische, bildungswissenschaftliche und schulpraktische Studien- und Ausbildungselemente können erst im Zusammenwirken künftige Lehrerinnen und Lehrer auf ihr Berufsfeld vorbereiten. Eine Besonderheit des Bandes liegt darin, dass er nicht nur die universitäre Lehrerbildung in ihrer disziplinären Vielfalt vorstellt, sondern darüber hinaus auch die eng mit ihr kooperierende schulpraktische Lehrerausbildung berücksichtigt.
Der Schatten des Volkes
Benjamin Constant und die Anfänge liberaler Repräsentationskultur im Frankreich der Restaurationszeit 1814-1830
- 368pages
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Benjamin Constant (1767–1830) war Abgeordneter der Deputiertenkammer und führender Verfassungstheoretiker des französischen Frühliberalismus. Mit seinem strikt basisorientierten Repräsentationskonzept wandte er sich gegen den von der jakobinischen Revolutionsregierung und Napoleon Bonaparte gleichermaßen erhobenen Anspruch, das Gemeinwohl der französischen Nation von der Spitze des Staates her zu definieren. In zwei Regionalstudien zu von Constant parlamentarisch vertretenen Departements untersucht Peter Geiss, in welcher Weise Constant sein Verständnis von Repräsentation in der Kommunikation mit der politischen Basis umzusetzen vermochte. Deutlich wird, dass der Constantsche Liberalismus in seinen kulturellen Praktiken (dichte briefliche Kommunikation, Presse, Reisen, Petitionskampagnen, Bankette als politische Inklusionsrituale) den sozialelitären Rahmen des restaurationszeitlichen Zensussystems bereits überschritten hatte und wie sehr Constant zu einer beträchtlichen Ausweitung nationaler Öffentlichkeit bis in den dörflichen Bereich hinein beigetragen hat. Ein besonderes Verdienst der Arbeit besteht darin, dass sie politische Ideengeschichte konstruktiv mit Sozial- und Kulturgeschichte verknüpft.