Das 19. Jahrhundert begeisterte sich für die kulturellen Hervorbringungen des hohen Mittelalters. Literatur, Musik, Malerei und Architektur entdeckten in alten Vorbildern die Möglichkeit einer neuen Identitätsfindung. Die Gotik wurde zum Wunschbild einer vermeintlich vollendeten Kunstepoche. Die im 18. Jahrhundert barockisierten mittelalterlichen Kirchen und Dome wurden „purifiziert“ und nach Maßgabe der Vorstellungen des 19. Jahrhunderts in ihren „ursprünglichen“ Zustand zurückversetzt. Im Zuge dieser Neo-Gotisierung entstand auch die Idee eines Ausbaus der Regensburger Domtürme, der im 16. Jahrhundert aus unterschiedlichen Gründen eingestellt worden war. Treibende Kräfte waren König Ludwig der I. und der Regensburger Bischof Ignatius von Senestrey. Mit starker finanzieller Unterstützung des Königs wurden in den Jahren zwischen 1859 und 1869 die beiden Türme des Regensburger Doms im neugotischen Stil vollendet. Anhand von nur wenig oder gar nicht bekannten Dokumenten und Bildern aus dem Regensburger Bischöflichen Zentralarchiv informiert der Begleitband zur Ausstellung über die Rolle, die König Ludwig I. von Bayern für den Ausbau des Regensburger Doms spielte sowie über die Entstehung und die Arbeit des Dombauvereins. Gezeigt wird neben der historischen Gedenkmedaille zum Ausbau der Türme auch der Regensburger Dom als Motiv in der Philatelie.
Camilla Weber Livres


Camillo Cavour in den Schulbüchern des liberalen Italien
Nationale Selbstdarstellung im Geschichtsunterricht zwischen Risorgimento und Faschismus
Die Nationalstaaten des späten 19. Jahrhunderts mußten nach ihrer äußeren Entstehung einen inneren Konsens, ein Nationalgefühl generieren. Dieser langwierige und konfliktreiche Prozeß vollzog sich auch in Italien in besonderem Maße in den Schulen. Die Studie untersucht anhand der Schulgeschichtsbücher Inhalte und Ergebnisse dieses Nationalisierungsprozesses zwischen Risorgimento und Faschismus, exemplifiziert an der Gestalt Camillo Cavours. Sie zeigt erstmals Elemente der staatlichen Selbstdarstellung in den Schulen ebenso auf wie das zwiespältige Resultat dieser Erziehung zum nationalen Konsens. Abgerundet wird die Darstellung durch eine Einführung in die Geschichte des italienischen Schulwesens und Anhänge zu den Schulgeschichtsbüchern und deren Autoren.