Eltern wollen Nähe
Verteidigung einer Sehnsucht
Eine familienfreundliche Gesellschaft reagiert auf die Bedürfnisse junger Familien nach Vereinbarkeit von Familie und Beruf, oft großzügig. Doch für manche Familien ist die ganztägige Erwerbsarbeit beider Eltern nicht nur ein Bedürfnis, sondern eine existenzielle Notwendigkeit. Vor diesem Hintergrund erscheint die Frage nach Familienfreundlichkeit fast höhnisch. Es geht um leibliche Existenz oder Ansehen, während die grundlegenden Bedürfnisse nach Miteinander oft im Verborgenen wirken. Der Hinweis auf öffentliche Kinderbetreuung, der die Trennung junger Familien standardisiert, wirkt manchmal kühl und trägt zur Verunsicherung und zum Rückgang des Bevölkerungswachstums bei. Viele empfinden selbst bei Kindergarten- und Schulkindern ein Unbehagen, wenn diese erst spät nach Hause kommen. Öffentliche Äußerungen leugnen häufig das natürliche Nähe-Streben zwischen Eltern und Kind, und der Schmerz der Trennung wird tabuisiert. Doch dieser Schmerz verschwindet nicht wirklich. Das Buch möchte helfen, das Ungesagte zu fühlen, um Erwachsenen zu ermöglichen, das Kind zu entlasten und die unvermeidlichen Trennungen besser zu bewältigen. Wenn Menschen beginnen, die Bindung zu feiern, kann ein gesellschaftliches Klima entstehen, in dem die Sehnsucht nach Nähe den notwendigen Raum einnimmt. Diese Sehnsucht ist der Nährboden, auf dem das Kind reifen wird.
