Seitdem sich die Elendszonen des Weltmarkts erneut ausweiten und die westlichen Metropolen erreichen, wird auch dort wieder verstärkt von Arbeit und Kapital, der Klasse und ihrem Kampf gesprochen: Im 200. Jahr nach seiner Geburt hat Marx erneut Konjunktur. Jan Gerber legt eine Auseinandersetzung mit dem Leben und dem Werk von Karl Marx vor, die neueste Forschungen berücksichtigt. Einen besonderen Schwerpunkt bildet der erste Paris-Aufenthalt von 1843 bis 1845. Denn in dieser Zeit entwickelte Marx die zentralen Begriffe seines Denkens: Er traf als Radikaldemokrat in Paris ein und verließ die Stadt als überzeugter Klassenkämpfer und Kommunist.
Jan Gerber Livres





Nie wieder Deutschland?
Die Linke im Zusammenbruch des “realen Sozialismus”
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»Nie wieder Deutschland!« – Unter diesem Motto mobilisierte die außerparlamentarische Linke im Mai 1990 nahezu strömungsübergreifend auf den Frankfurter Opernplatz, um gegen die Wiedervereinigung zu demonstrieren. Als wenige Monate später der Zweite Golfkrieg begann, war diese ungewohnte Harmonie vorbei. Eine Minderheit solidarisierte sich unter Verweis auf die Bedrohung Israels durch irakische Scud-Raketen mit den alliierten Truppen am Golf; die Mehrheit versuchte die Gewißheiten, die sie durch den Untergang des Ostblocks verloren hatte, durch die Parteinahme für das Baath-Regime zu retten. In den Monaten zwischen dem Fall der Mauer und dem Zweiten Golfkrieg verloren nicht nur die dominanten innerlinken Abgrenzungsbedürfnisse des 20. Jahrhunderts ihre zentrale Bedeutung. Es wurden zugleich die Grundlagen der Auseinandersetzungen gelegt, die die außerparlamentarische Linke die nächsten zwanzig Jahre prägen sollten.
Ein Prozess in Prag
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In November 1952, Rudolf Slánský and thirteen other Czechoslovak high-ranking officials of the Communist party and the government were accused of conspiracy against the People’s Republic in the most notorious and last ever Stalinist show trial, taking place in Prague. Eleven of them were executed, three sentenced to life imprisonment. The Slánský Trial differed from other Stalinist show trials in the number of death penalties handed down and its openly anti-Semitic tendencies. Eleven of the accused were of Jewish origin. Resorting to the biographies of two writers who grew up in Bohemia, Louis Fürnberg, author of the song “The Party is Always Right,” and F. C. Weiskopf, Jan Gerber explores why, only seven years after the liberation of Auschwitz, anti-fascists carried out a trial in which Jews were indicted for being Jews. He examines further why, of all places, this trial took place in communist Czechoslovakia, a country that had been considered an island of democracy and tolerance during the interwar period. The biographies of Fürnberg and Weiskopf, who in the early 1950s were impacted by the general political atmosphere created by the Slánský Trial, and, fearing persecution, ultimately left Czechoslovakia for the GDR, show that the Slánský Trial did not solely derive from the initiative of Moscow. At the same time, the conflicts over nationality of the interwar period continued in the trial ideologically encoded.
Warum fiel die außerparlamentarische Linke durch die Wiedervereinigung, das Ende der DDR und den Untergang des Ostblocks in einen Schockzustand? Und warum hat sie sich auch heute, mehr als ein Vierteljahrhundert später, noch nicht von diesem Schock erholt? Diese Fragen führen zu den drei Begriffen, die nach wie vor im Zentrum des linken Selbstverständnisses stehen: Revolution, Antifaschismus, Antiimperialismus.
Verborgene Präsenzen
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Der Holocaust trat erst etwa dreißig Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ins Zentrum der Erinnerung an den Nationalsozialismus. Zu Kriegsende war zwar das Bewusstsein für das Unvorstellbare vorhanden, doch in den 1950er Jahren verschwand diese Erkenntnis wieder, und der Blick auf den Holocaust wurde blockiert. Dennoch blieb die Erinnerung an Auschwitz in dieser Zeit nicht vollständig unterdrückt. Der Massenmord und seine Vorgeschichte fanden in verborgenen Formen Ausdruck, etwa im Kontext der spätstalinistischen Kampagne gegen „Kosmopolitismus und Zionismus“, während des Algerienkrieges oder in den Debatten zur atomaren Aufrüstung. Diese Kombination aus blockierter Wahrnehmung und verborgener Präsenz bildet den Kern der Studie. Es wird untersucht, wie die Erfahrungen der Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung, die bis in die Zwischenkriegszeit zurückreichen, eine Wahrnehmungsstruktur schufen, in der die Erinnerung an die Vernichtung der europäischen Juden keinen Platz fand. Anhand eines Überblicks über den aktuellen Forschungsstand werden Problem- und Fragestellungen entwickelt, die eine gedächtnisgeschichtliche Auseinandersetzung mit dem Holocaust in der deutschsprachigen Linken ermöglichen. Gleichzeitig wird ein Beitrag zur historischen Rekonstruktion der deutschsprachigen Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung geleistet.