Dieser Band unternimmt den Versuch, den Begriff der Stimmung sowohl als ästhetische Kategorie als auch als künstlerische Strategie in Malerei, Musik und Literatur zu fassen. Stimmungen sind emotionale Zustände, die nicht auf bestimmte Personen oder Situationen gerichtet sind, aber die Wahrnehmung der Außenwelt bestimmen. Dies wird gleichermaßen als Ausweitung des Innenraums wie als Einfühlung in den Außenraum erfahren. Durch eine solche Aufhebung der Trennung von Subjekt und Objekt erscheint der Begriff besonders geeignet, künstlerische Strategien der Moderne zu erfassen, die Innenleben und Außenwelt ineinanderblenden – insbesondere solche künstlerischen Verfahrensweisen, welche sich der Mittel der Suggestion und der Mehrdeutigkeit bedienen. Die Beiträge gehen der Frage nach der Stimmung in der Kunst auf methodologisch-begrifflicher und auf phänomenaler Ebene nach, mit Untersuchungen über Kant, Caspar David Friedrich, Baudelaire, Debussy, Odilon Redon, Alois Riegl und anderen.
Kerstin Thomas Livres


Die Werke von Pierre Puvis de Chavannes, Georges Seurat und Paul Gauguin stehen paradigmatisch für den Reichtum an künstlerischen Neuerungen des ausgehenden 19. Jahrhunderts. In dieser Studie werden die formalen Mittel ihrer mehrfigurigen Kompositionen verglichen und als Ausdruck einer verwandten künstlerischen Strategie, der „Ästhetik der Stimmung“, gedeutet. Es wird gezeigt, wie die Maler emotionalen Ausdruck erzielen, indem sie Bildelemente wie Figuren, Gegenstände oder Umraum auf eine einheitliche Stimmung ausrichten und mittels einer Synthese der empfangenen Eindrücke die Beständigkeit der geschilderten Phänomene betonen. Die emotionale Tönung gerät dabei zu einem Bestandteil der Wahrnehmung, der die emotionale Verfasstheit des Künstlers oder des Betrachters übersteigt. Sie erscheint vielmehr als Eigenschaft der Gegenstände selbst und soll auf diese Weise kollektiven Erfahrungen von Welt Ausdruck verleihen.