Die Auseinandersetzungen der 1990er-Jahre um die nachrichtenlosen Vermögen beleuchteten die Beziehungen zwischen der Schweiz und den USA während und nach dem Zweiten Weltkrieg und weckten neues Forschungsinteresse. Die nachfolgenden Jahrzehnte wurden jedoch von der schweizerischen Geschichtswissenschaft weitgehend vernachlässigt. Die Beziehungen der beiden 'Schwesterrepubliken' während des Kalten Kriegs verdienen eine umfassende Untersuchung. Ein zentrales Thema ist die Position der Schweiz während der Ost-West-Konfrontation. Mit der Hotz-Linder-Vereinbarung von 1951 verpflichteten sich die Schweizer, kein strategisches Material mehr in die Oststaaten zu exportieren, was ihren Zugang zu den amerikanischen Märkten sicherte. Die USA und die Schweiz sind bedeutende kommerzielle und finanzielle Partner. Kulturell war die Beziehung von Ambivalenz geprägt: Während die USA bewundert wurden, stießen ihre Massenkultur und Werte bei konservativen Schweizer Eliten auf Vorbehalte, während die Jugend- und Protestkultur der Schweiz stark von amerikanischen Einflüssen geprägt war. Die Diplomatie, Wirtschaft und Wissenschaft der beiden Länder stehen im Fokus, einschließlich der schweizerischen Neutralitätspolitik im Kontext der Schlussakte von Helsinki (1975), der Haltung der Schweiz zum Vietnam-Konflikt und dem Castro-Regime sowie der Uranversorgung für die Atompolitik und den Konflikten zwischen Bern und Washington bezüglich Südafrika.
Janick Marina Schaufelbuehl Ordre des livres


- 2009
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Entgegen einem weit verbreiteten Vorurteil hat es sehr wohl ein 68 in der Schweiz gegeben. Zwischen 1968 und 1978 erlebte die Schweiz ein Jahrzehnt bedeutender sozialer, politischer und kultureller Umbrüche und war Teil der weltweiten Protestwelle. Dieser Band untersucht die politische und soziale Geschichte dieser Jahre erstmals systematisch und über einen lokalen Fokus hinaus. Eine umfassende Einleitung und ein ausführlicher Schlussartikel bieten den ereignisgeschichtlichen und theoretischen Rahmen für innovative Studien zur neuen Frauenbewegung, zur internationalen Solidarität mit Vietnam oder Portugal und zu verschiedenen Ausdrucksformen der Gegenkultur, wie dem neuen Schweizer Film oder Aussteigerkommunen. In diesem Kontext wird die Entwicklung und der Einfluss dieser Bewegungen auf die Gesellschaft sowie die Wechselwirkungen zwischen lokalen und globalen Protesten beleuchtet. Die Analyse zeigt, wie die Schweiz Teil eines größeren sozialen Wandels war und welche nachhaltigen Auswirkungen diese Jahre auf die politische Landschaft und das kulturelle Leben des Landes hatten. Die Beiträge bieten neue Perspektiven auf die Dynamiken der 68er-Bewegung und deren Relevanz für die heutige Zeit.