Angela Egli Livres




Europa - Markt ohne Gemeinschaft?
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11,5 Billionen Euro ist Europa der größte einheitliche Binnenmarkt der industrialisierten Welt. Zugleich aber könnten die Staatsschulden in Europa nach Berechnungen der Zentralbank bis zum Jahr 2026 auf 150 Prozent der Wirtschaftsleistung steigen. Kein Wunder, dass die Fragen nach Europas Zukunft lauter und dringender werden: Wie wollen die europäischen Staaten künftig zusammenarbeiten? Wie steht’s mit der europäischen Demokratie und Solidarität?! Oder: Kann die Krise sogar eine Chance für eine neue europäische Identität sein? Das Buch vereint die Reden von Susanne Schmidt, promovierte Nationalökonomin und Tochter von Helmut Schmidt, die seit 30 Jahren in London lebt und das Bankwesen kritisch analysiert; György Dalos, ungarischer Historiker und Publizist mit jüdischen Wurzeln, der nach dem Studium in Moskau – mit Berufsverbot belegt – zum demokratischen Oppositionellen und Fürsprecher der Europäischen Verständigung wurde; Heribert Prantl, promovierter Jurist und Honorarprofessor, der zugleich einer der besten politischen Journalisten dieses Landes und Autor zahlreicher politischer Bücher und Essays ist; sowie Adrienne Goehler, deutsche Intellektuelle, Psychologin, die als Hochschulpräsidentin, Senatorin, internationale Kuratorin, Publizistin mit ihren Antworten immer wieder den Blick auf die Zukunft zu öffnen verstand.
In der Dreigroschenoper von Bertold Brecht heißt es: „Was ist der Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?“ Dieses Brecht-Zitat fordert zeitgemäße Fragen heraus: Was ist dem Einbruch der Banken heute entgegenzusetzen? Wie ist mit der derzeitigen Krise der Wirtschafts-und Sozialsysteme umzugehen, die dauerhaft Millionen Menschen ihren Arbeitsplatz kostet? Und welches sind die Steuerungsinstrumente für eine globale soziale Marktwirtschaft, die ihren Namen verdient? Mit konzentrierter soziologischer, philosophischer, theologischer, rechts- und wirtschaftswissenschaftlicher Kompetenz zeigen die vier Redner von internationalem Gewicht die Aspekte der gegenwärtigen Finanz- und Wirtschaftskrise auf und analysieren mögliche Handlungsoptionen. Der ehemalige CDU-Generalsekretär Heiner Geißler eröffnete die Weimarer Reden unter dem Titel: „Der Tanz um das goldene Kalb“. Der Rektor der Schauspielhochschule ERNST BUSCH, Wolfgang Engler, sprach über das Thema „So oder so. Alternativen im Kapitalismus“. Die dritte Rede hielt der langjährige Leiter des Nell-Breuning-Instituts für Wirtschafts- und Gesellschaftsethik Friedhelm Hengsbach SJ mit dem Titel: „Ein wirtschaftsdemokratischer Aufbruch – Jenseits des Finanzkapitalismus“. Den Abschluss der Reihe bildete die Rede des Schweizer Autors, Soziologen und Mitglied des Beratenden Ausschusses des UNO-Menschenrechtsrates Jean Ziegler mit dem Thema „Der Hass auf den Westen“.
Im 90. Jahr der Nationalversammlung in Weimar und im 90. Jahr der Geburt der parlamentarischen Demokratie in Deutschland waren vier Rednerinnen und Redner geladen, die sich exemplarisch mit der Bedeutung von demokratischen Prozessen in Deutschland und Europa des 20. und 21. Jahrhunderts auseinander setzen. Wladyslaw Bartoszewski, demokratisch gewählter polnischer Außenminister nach 1989 eröffnete die Reihe mit dem Thema „Europas demokratische Wurzeln und Werte. Aus den Erfahrungen eines Zeitzeugen“. Fritz Pleitgen, früherer WDRIntendant, sprach als zweiter Redner über die Verantwortung der Medien als vierter Gewalt in der demokratischen Gesellschaft. Jutta Limbach, Deutschlands erste höchste Richterin und erste Präsidentin des Goethe-Instituts a. D. gab ihrer Rede den Titel „Demokratie – ein zukunftsoffenes und riskantes Projekt“. Gerhart Baum, ehemaliger Innenminister der Bundesrepublik Deutschland, stellte die „Menschenwürde als Grundprinzip für Grundgesetz und Völkerrecht“ in den Mittelpunkt seiner Ausführungen. Baum war zu Zeiten des RAF-Terrors deutscher Innenminister. Heute sagt er, der Staat habe damals auf hysterische Weise überreagiert und er, der Liberale, sei daran beteiligt gewesen, als der berechtigte Wunsch der Bürger nach Sicherheit gegen Grundrechte und Freiheiten in Stellung gebracht wurde. Heute ist er als Rechtsanwalt tätig und engagiert sich in der internationalen Menschenrechtspolitik.