Max Bloch Livres





1944, ein Jahr vor seiner Hinrichtung, umriss Carl Friedrich Goerdeler in einem Brief an Albert Südekums Witwe dessen Charakter folgendermaßen: „Stets hilfsbereit strebte er unentwegt und sich selbst treu seinem Ideal nach. Welch schöneren Inhalt kann es für das Leben und Wirken eines Mannes geben!“ Die hier erstmals veröffentlichten privaten Briefe Südekums zeigen seinen Weg bis zum Kulturbruch von 1933. Sie geben Einblicke in die Lebenswelt eines progressiven Bürgerlichen, der als SPD-Reichstagsabgeordneter, preußischer Finanzminister, Wirtschaftsfunktionär und Vorstandsmitglied des Vereins zur Abwehr des Antisemitismus dem Ziel des sozialen Ausgleichs diente. Sie können somit auch als eine Quelle zur politischen Kulturgeschichte des 20. Jahrhunderts gelesen werden. Die Kondolenzbriefe, die seine Ehefrau im Frühjahr 1944 erreichten, spiegeln seine Bedeutung als Netzwerker der Anti-Hitler-Bewegung wider.
Max Bloch Die Sozialistischen Monatshefte und die Akademikerdebatte in der deutschen Sozialdemokratie vor 1914: Die „Fälle“ Göhre, Schippel, Calwer und Hildebrand Ottokar Luban Spartakusgruppe, revolutionäre Obleute und die politischen Massenstreiks in Deutschland während des Ersten Weltkriegs Christoph Jünke Das dritte Leben des Viktor Agartz Fabian Virchow „Links um!“ – Zur Organisationsgeschichte antimilitaristischer Soldatenarbeit in der Bundesrepublik Deutschland Jens Ivo Engels „Inkorporierung“ und „Normalisierung“ einer Protestbewegung am Beispiel der westdeutschen Umweltproteste in den 1980er Jahren Serge Langeweg/Leen Roels/Ad Knotter Regional labour markets and international labour migration in twentieth-century Europe: the cases of coal mining in Liège (B) and Limburg (NL) compared Mit weiteren Beiträgen von: Claudia Hülsken Dagmar Kift Benjamin Legrand Jürgen Mittag Thomas Welskopp
Albert Südekum (1871 - 1944)
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Albert Südekum war einer der prominentesten, aber auch umstrittensten Politiker der SPD zwischen 1900 und 1920. Der Sohn eines Gastwirts gehörte zu jener Gruppe sozialdemokratischer Reformer, die den bürgerlichen Staat akzeptierten und die als pragmatische Politiker den Schulterschluss zwischen Arbeiterbewegung und liberalem Bürgertum bewerkstelligen wollten. Im Ersten Weltkrieg stellte sich Südekum kompromisslos in den „Dienst des Vaterlandes“. Er reiste als „Agent“ des Auswärtigen Amtes in die neutralen Staaten Europas und war – neben Matthias Erzberger – einer der Wegbereiter der interfraktionellen Verständigung von 1917. Für die radikale Linke galt er als Inkarnation des „Sozialchauvinismus“, und der Begriff der „Südekümerei“ wurde zum Synonym sozialdemokratischer Kriegspolitik. In der Nachkriegszeit bemühte sich Südekum als preußischer Finanzminister um eine überparteiliche Politik im Zeichen eines „nationalen Republikanismus“, scheiterte aber letztlich am Widerstand seiner eigenen Partei. Kurz darauf nahm er endgültig von der Politik Abschied und wechselte – als vielfacher Aufsichtsrat – ins Wirtschaftsleben. Sämtlicher Posten enthoben, verfolgte Südekum seit 1933 die politische Entwicklung mit wachsender Resignation. Er trat in Kontakt mit führenden Vertretern des Widerstands und starb im Frühjahr 1944.