Die „Ecole élémentaire Vitruve“ in Paris gehört aktuell zu den bemerkenswerten Praxismodellen der Schulreform in Frankreich. In das Profil der Schule wurden verschiedene Ansätze der französischen Reformpädagogik – ausgehend von Rousseau über das Erziehungswesen im 19. Jahrhundert bis hin zu den Reformplänen im 20. Jahrhundert – aufgenommen. Der Band analysiert die historischen Grundlagen und die aktuelle Reformpraxis der „Ecole élémentaire Vitruve“. Aus dem Inhalt: Teil I: Die Entwicklung des Bildungswesens in Frankreich; Die Französische Revolution; Rousseau, die „Fanfare“ der Französischen Revolution; Erziehungspläne von Condorcet und Lepeletier; Das Erziehungswesen im 19. Jahrhundert: Das Schulmonopol Napoleons; Die Entwicklung der Primarschule; Das Gesetz Guizot; Vom Gesetz Falloux bis zum Ende des II. Kaiserreiches; Die Primarschulgesetze zu Beginn der III. Republik bis zu den Gesetzen von Jules Ferry; Die Entwicklung neuer Unterrichtsmethoden; Das 20. Jahrhundert – Das Jahrhundert des Kindes; Organisationen; Schulreformpläne; Das „Projet d’Alger“; Das „Projet Langevin-Wallon“; Unterrichtsmethoden; Teil II: Die Reformschule „Ecole élémentaire Vitruve“ – Ein Kind der pädagogischen Wende; Anfänge und Absichten der „Ecole élémentaire Vitruve“; Geschichte; Pädagogische Vorbilder; Schulstrukturen einer Ganztagsschule; Innere Struktur; Äußere Struktur; Raumstruktur; Zeitstruktur; Personalstruktur; Das Projekt „Schule“
Annika Blichmann Livres





Das Judentum ist als pädagogisch wirkender Kulturzusammenhang anzusehen, der global und interkulturell zu betrachten ist. In drei Etappen - von der Binnenperspektive zu transkulturellen Aneignungen - stellt der Band die Frage nach dem Zusammenhang von Bildung und Kultur neu. Im ersten Teil werden pädagogische Strukturen des kulturell institutionalisierten Judentums aus einer Binnenperspektive historisch begründet. Dabei geraten ihre Einflüsse von Moderne und Aufklärung ebenso in den Blick wie ihre Ursprünge in der Thorah. Der zweite Teil widmet sich verschiedenen Denkansätzen von Pädagogen jüdischer Herkunft und deren zentraler Rolle für die allgemeine, über eine spezifisch jüdische Kultur hinausweisende pädagogische Kultur. Der dritte Teil schließlich folgt den transkulturellen Spuren, wobei sich eine - nur scheinbar - nicht-jüdische Moderne als vom Hebräischen Paradigma geprägt erweisen wird.
»Globalisierung« ist heute der Horizont, zu dem das Individuum sich mit Blick auf die Welt verhalten muss. Die Dynamik der Globalisierung setzt pädagogisches Denken und Handeln in einer neuen Qualität unter Druck, das Weltverhältnis und Weltverständnis des Einzelnen auf die Herausforderungen der Weltgesellschaft abzustimmen. Der globale Horizont nötigt insbesondere dazu, die Möglichkeiten und Grenzen pädagogischer Reform immer wieder neu auszuloten. »Pädagogische Reform im Horizont der Globalisierung« knüpft in diesem Sinn an die vielfältigen Bemühungen um das Verständnis »Globaler Bildung« bzw. von »Bildung in der Weltgesellschaft« an. Verbunden wird dieser Diskussionszusammenhang mit den Impulsen pädagogischer Reform, wie diese exemplarisch in der sogenannten »Reformpädagogik« formuliert wurden. Der Band zeichnet in sieben Beiträgen einige wesentliche Motivlagen der Verschränkung dieser Perspektiven nach.
Erziehung als Wissenschaft
Ovide Decroly und sein Weg vom Arzt zum Pädagogen
Der belgische Reformpädagoge Ovide Decroly (1871-1932) leistet mit seinen Forschungen einen herausragenden Beitrag für eine Erziehung als Wissenschaft. Der studierte Arzt mit einem Schwerpunkt auf Nervenheilkunde stützt sich dabei vor allem auf empirische und experimentelle Verfahrensweisen wie systematische Beobachtungen, Intelligenztests oder nachprüfbare Experimente. Diese wendet er zunächst in einer Schule für psychisch und physisch retardierte Kinder an und erarbeitet ein pädagogisches Konzept, das er in seiner 1907 gegründeten Schule für gesunde Kinder erprobt. Dabei steht auf inhaltlicher Ebene das Interesse des Kindes unter Berücksichtigung psychologischer und pädagogischer Aspekte ebenso im Vordergrund wie auch der sogenannte methodische Dreischritt auf didaktischer Ebene. International gesehen ist Decroly ein wichtiger Vertreter der weltweiten Organisation »New Education Fellowship« und leitet dort bis zu seinem Tod die belgische Sektion.
Die Methode Decroly zählt zum Kernbestand der Reformpädagogik im internationalen Kontext. Vor diesem Hintergrund greift der vorliegende Quellenband die auf psychologisch-anthropologischen Grundlagen beruhenden Reformvorstellungen des belgischen Arztes Ovide Decroly (1871–1932) auf. Die Herausgeberin begibt sich hierbei auf Spurensuche nach einschlägigen Dokumenten, die Decrolys pädagogische und methodische Ansätze sowohl in ihrem Entstehungskontext als auch in ihrer internationalen Rezeption beleuchten. Der Band berücksichtigt französischsprachige und italienische Quellen, die von der Herausgeberin in die deutsche Sprache übersetzt wurden.