Wir evangelischen Pfarrer hatten in den vierzig religionsfeindlichen Jahren der DDR einen besonderen Auftrag. Wir haben versucht, ihm gerecht zu werden – meist mit großer Freude, manchmal jedoch auch mit Zittern und Zagen. Erst jetzt im Jahr 2009 – also 20 Jahre nach der Friedlichen Revolution in der DDR – vermag ich aus diesen vier Jahrzehnten zu erzählen und zu berichten, was mich erfüllt und bewegt hat. Abstand war nötig. 56 Jahre sind seit meiner Ordination vergangen. Dass ich mit 80 Jahren noch predigen darf, ist für mich ein unverdientes Gnadengeschenk. Mein Leben war ein erfülltes Pfarrer-Leben. (Reinhard Leue, im August 2009)
Reinhard Leue Livres





Jede Reise ist natürlich von der Hoffnung beflügelt, der Banalität des eigenen Daseins entfliehen zu können. Man fährt sich fest zu Hause, immer am selben Ort. Es ist wie ein Schiff, das auf Grund lief. Es geht nicht mehr weiter. Irgendetwas blockiert in der Tiefe. (.) Die Welt ist wie ein Arzt, der dich kurieren kann. Sie ist ein Rezept, das wirkt, fast immer. Welt ist es nämlich, was du brauchst. Wie viel Welt braucht eigentlich der Mensch? (Horst Krüger) Quer durch Deutschland zog sich über Jahrzehnte der sogenannte „Eiserne Vorhang“, der zwei politisch verschiedene Welten trennte. Die Menschen der „alten“ Bundesrepublik Deutschland hatten vielfältige Reise-Möglichkeiten, die sie reichlich genutzt haben. Mit diesem Buch möchte ich zeigen, wie schwierig es für einen DDR-Bürger war, im wörtlichen Sinne Grenzen zu überwinden. Reinhard Leue
Der Reichtum des Lebens besteht in den Begegnungen mit anderen Menschen. Reinhard Leue ist in 80 Lebensjahren (55 davon als Pfarrer) unzähligen Leuten begegnet. Er traf viele gute, aufrechte Menschen und bekam oft Einblick in deren Herzen. „Jede Begegnung ist ein Geben und Nehmen“, so seine Erfahrung. 23 Begegnungen, die lebensprägend für Reinhard Leue waren, finden sich in diesem Büchlein, das zugleich 12 Jahre Nationalsozialismus und 40 Jahre DDR beleuchtet. Es sind Begegnungen mit: Miloš Bič, Samuel Dentu, Karl-Heinz F., Lina F., Ida George, D. Hugo Hahn, Alfred Kesselmann, Dietmar Kluge, Herbert Kränzke, Irma Lauscherova, Otto Lillge, Max Mathea, Elfriede Mörlin, Magdalena und Georg Muntschick, Ewald Nay, Jack K. Nutley, Frank Schulze, D. Ernst Sommerlath, Michail Antonowitsch Warshanski (dem späteren Erzbischof Antonius von Vilnius), Carl-Friedrich von Weizsäcker, August Weltzien, biblischen Gestalten wie König David und Barsillai sowie mit einen namenlosen Major der Sowjetischen Armee. Reinhard Leue setzt diesen Menschen – stellvertretend für viele andere – mit diesen Texten ein kleines Denkmal.
Kindheits-Erinnerungen sind etwas besonders Wertvolles. Prägen sie doch jeden einzelnen Menschen, stellen mitunter die Weichen für das ganze Leben. Reinhard Leue (Jahrgang 1929) leuchtet persönliche Erinnerungen an Kindheit und Jugend in Schlesien aus, an seine Zeit in und um Breslau. Mit Blick auf ein ereignisreiches, erfülltes Leben lädt er dazu ein, eine Zeit mitzuerleben, die es bald nur noch als gefühlsneutrales Fakten-Wissen in Geschichts-Büchern wird.