W. M., eine Frau aus Paris, beginnt einen Roman zu lesen. Er handelt von der Jugend eines Mannes in der deutschen Provinz, der in Hamburg als King und als Star des Pop-Underground gilt. W. M. hat in jungen Jahren selbst eine Zeitlang in dieser Gegend gelebt. So fängt ihre Suche an. Es ist eine Geschichte über das Begegnen und eine schwindelerregende Reise zwischen zwei Städten: im Norden Hamburg und im Süden Marseille. „Wie ich Rocko S. vergewaltigt habe“ handelt von der Relativität des Begegnens in einer europäischen Gesellschaft, zwischen einer französischen Frau und einem deutschen Mann, die uns als nicht so wichtig erscheint, aber doch unsere Missverständnisse schürt. Ganz besonders, was den Humor betrifft und die Verdrehung vermeintlicher Gegensätze. Mann / Frau, sagbar / unsagbar, Realität / Fiktion ... Denn alles ist eine Frage der Grenze und der Flucht. „An Prinzen gewöhnt, witterte ich auch Könige. Bien entendu.“
Marie Rotkopf Livres
Cette auteure, artiste et critique culturelle explore l'art et la culture contemporains. Son travail s'inspire d'expériences internationales et de réflexions acquises lors de ses études à Paris et de sa vie à Hambourg. Par son art et son écriture, elle s'engage dans des projets interdisciplinaires et des analyses critiques. Son parcours artistique comprend la fondation d'un collectif d'artistes et des contributions à des revues d'art renommées.





Deutschland über alles
Die deutsche Mentalität und der Krieg
1915 veröffentlichte der Soziologe Émile Durkheim sein letztes Buch, das auch mehr als hundert Jahre später nichts an Brisanz und Aktualität verloren hat. Es ist ein verfemter Text, in dem er Deutschland und die Deutschen erkundet und den Ursprung des Ersten Weltkrieges ergründet. Dabei vertritt er eine kompromisslose Ablehnung des Nationalismus und fordert seine Leser auf, über Souveränität, Demokratie und Freiheit zu reflektieren. Marie Rotkopf lädt uns ein, diesen Text wiederzuentdecken, setzt in ihrem leidenschaftlichen Essay diese Reflexion fort und kommt zu dem Schluss: Hätten wir Durkheim genauer zugehört, wäre die Geschichte vielleicht einen anderen Weg gegangen. Sie stellt sich der Frage, warum dieser Text, der das Denken eines der weltweit wichtigsten Gründer der Soziologie zusammenfasst, kaum rezipiert wurde, obwohl Durkheim uns damit ein erschütternd-aufschreckendes Buch geschenkt hat: Ein visionäres Buch, dem vor allem vor dem aktuellen Hintergrund der deutschen Aufrüstung neue Bedeutung zukommt. In Deutschland über alles denken Durkheim/Rotkopf über ein Jahrhundert hinweg ohne Denkverbote über Europa, die EU und den Krieg nach.
Fetzen
Für eine Philosophie der Entschleierung
Eine Schriftstellerin und ein Philosoph tun sich zusammen, um sich zu fetzen? Der vorliegende Text jedenfalls ist ein Gewebe aus Sprachfetzen, die auf verschiedenen Ebenen miteinander kommunizieren. Motive wie Macht, Gewalt, Sex, Liebe, Angst, Schmerz spiegeln sich in einem Satz des Psychoanalytikers Jacques Lacan: »Jede wahre Liebe mündet auf den Hass.« Es sind Geschichten von Paaren, die zusammen gehören wie Greta Thunberg und Pierre Casiraghi, Carolin Emcke und die CIA, Jacques Derrida und Marguerite Duras. Schlussendlich machen sich Rotkopf und Steinweg an die Dekonstruktion der French Theory. Sie weigern sich, in dieser faszinieren- den, so offenen wie entschiedenen Komposition sich verschränkender Aphorismen, Gedanken und Gedichte die unversöhnlichen und widersprüchlichen Anteile von Wirklichkeit auszuschließen. So aktivieren sie den Entschleierungsprozess des poetischen wie philosophischen Denkens, um festzustellen, dass der Schleier oft nichts verbirgt, weshalb die Philosophie der Entschleierung feststellt: Die Masken haben ihre Brauchbarkeit verloren. Die Masken sind gefallen.
Antiromantisches Manifest
Eine poetische Lösung
Das »Antiromantische Manifest« ist eine Streitschrift für das Fremdsein als einzig mögliche Lebensweise. »Ihr seid eine Mischung aus Eva Braun, Judith Butler und Yoko Ono, mit euren Tagen des Anderssein-Wollens in euren freien Ghettos, ihr merkt es nicht …« Marie Rotkopf teilt ordentlich aus gegen Nationalromantiker und Poplinke, Postfeministinnen wie Patriarchen, Luther wie Mütter. Gefangene werden nicht gemacht. Rotkopfs Manifest ist eine Sammlung polemischer Betrachtungen einer Französin, die seit zehn Jahren in Deutschland lebt. Aber das stimmt nicht ganz, weil sie von allem die Hälfte ist, mit deutsch-französischen und jüdisch-arabischen Hintergründen, und wie Costa Gavras in »Z« gesagt hat: »Die Halbjuden sind die schlimmsten.« Marie Rotkopfs Texte haben Widerhaken, man reibt sich daran, aber leider hat sie recht. In Gedichten, Tagebüchern, kurzen Prosastücken, in angriffslustig-kämpferischen und traurig-komischen Stücken schreibt sie an gegen eine Romantik, die zynisch und banalisierend ist, gegen das deutsche Bewusstsein, endlich ruhigen Gewissens auf der richtigen Seite der Geschichte zu stehen. Und wenn Gerechtigkeit unentbehrlich sein soll, müssen die verschleiernden romantischen Widersprüche wie Heimat, Nation und Volksgemeinschaft endlich in Frage gestellt werden. Sie setzt sich mit unpopulären Gedanken auseinander, mit Patriarchat, Krieg, Macht und Zensur. Sie hinterfragt die Begrenzungen. Marie Rotkopf schreibt Poesie als Revolte; ihr Manifest ist ein Plädoyer für das Fremdsein als Freiheit. Es ist ein spottender Akt des Widerstands.