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Be atrice Gysin

    BERTA
    Archiv der Vermutungen
    Monografie
    Wozu zeichnen?
    • Wozu zeichnen?

      Qualität und Wirkung der materialisierten Geste durch die Hand

      • 232pages
      • 9 heures de lecture

      Wozu zeichnen? Und wozu zeichnen mit der Hand? Was steckt hinter dieser Tätigkeit, worin liegt ihr Sinn? In einer Zeit der inflatorischen Bilderflut, der pausenlosen visuellen Aufregung und Ablenkung im öffentlichen und im privaten Raum mag diese Frage seltsam anmuten. Wozu noch diese einfache Sinnestätigkeit, wenn wir doch heute über Arbeitswerkzeuge verfügen, die Effizienz fördern, die es erlauben, in kurzer Zeit Varianten zum unmittelbaren Vergleich zu generieren, Werkzeuge, die ein überraschendes Experimentierfeld elektronisch erzeugter Bilder ermöglichen? Was bewegt Kinder, Jugendliche, Erwachsene dazu, mit Leidenschaft zu zeichnen, die zeichnerische Tätigkeit gar ins Zentrum des Berufsalltags zu stellen? Was macht die materialisierte Geste durch die Hand so kostbar? Wozu zeichnen? ist ein Buch zum Lesen, zum Schauen und zeichnerisch Reflektieren.

      Wozu zeichnen?
    • „Es könnte sein: Stufen, Schatten, Schichten. Abgelagerte Zeit.// Und immer wieder: die vagen Ränder.“ So nähert sich die Autorin und bildende Künstlerin Bettina Wohlfender den Zeichnungen von Béatrice Gysin. Die in Biel lebende, 1947 in Zürich geborene Béatrice Gysin sucht in ihren Arbeiten keine Sicherheiten. Es ist etwas Tastendes und Prüfendes um ihre Werke, die mal abstrakt, mal gegenständlich sein können. So als ob sie an den Grenzen des Sichtbaren nach einer anderen Wirklichkeit forscht, zugleich aber bereit ist, das, was sie festhält, wieder zu verwerfen. Man muss an Zellhaufen denken – amorphe, wolkige Gebilde, die immer schon etwas Anderes in sich tragen, ohne es unbedingt offenbaren zu müssen. Béatrice Gysin arbeitet mit Farb-, Bleistift und Bleistiftstaub, sie zeichnet und widmet sich der Druckgrafik, unter anderem der Heliogravüre. Wie sie ihre Arbeiten präsentiert, sei es in Serien, auf Tischen oder übereinandergeschichtet, ist Teil der Zeichnung. Alles ist eine Frage der Wahrnehmung. In den gegenständlichen Arbeiten spiegeln sich Eindrücke von Museumsbesuchen wider: fragmentierte Gesichter, Hände oder Kopfputz. In ihnen findet Béatrice Gysin Ikonografisches, Gesten aus der Vergangenheit, kurz: vage Ränder vor.

      Archiv der Vermutungen
    • «Meine Grossmutter hat zwei Weltkriege erlebt. Als sie das erste mal eine Woche Ferien machte – mit einer Gruppe Gleichaltriger aus der Nachbarschaft – war sie längst im Pensionsalter. Im Ausland war sie nie. Ihr Fussabdruck ist klein. Die Kleider wurden geflickt. Selten kaufte sie etwas Neues. In den Spiegel schaute sie nicht. Freizeit, Selbstbestimmung und das Recht auf Bildung kannte sie nicht. Den Sinn für Humor hat sie trotzdem nie verloren. Diesem Lebensalltags-Kunstwerk wollte ich eine Sichtbarkeit geben.» (Béatrice Gysin) Die Geschichte erzählt Stationen aus dem Leben von Berta, einem Verdingkind. Sie wurde 1884 im Kanton Aargau geboren. Im Kleinkindalter wurde sie von ihren drei Geschwister getrennt und verdingt. Später arbeitete sie als Dienstmädchen an verschiedenen Stellen im Kanton Zürich. Sie heiratete einen Deutschen, der in den Ersten Weltkrieg einberufen wurde, mit Folgen. Bisher wurden Verdingkinderschicksale meist mit Blick auf Buben erforscht. Hier wurde der Blick auf ein Mädchen gerichtet. Im Hinblick auf die gegenwärtigen Migrationsströme und Kriege scheint uns das Thema der Ausbeutung von Kindern nach wie vor brisant. Die Ergänzungen der Historikerin Mirjam Janett bieten Erklärungen zu den Lebensumständen zur Zeit von Bertas Kindheit und Jugend und sie öffnen den Blick in die Gegenwart. Dazu gibt es eine umfangreiche Literaturliste zu jedem Thema. Illustrationen von Béatrice Gysin Texte von Bettina Wohlfender, Dr. Mirjam Janett (Historikerin)

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