Kulturen sind keine voneinander isolierten Gebilde, sie durchdringen und beeinflussen sich gegenseitig. Beschreibungen solchen Kulturtransfers sind dabei immer wertend, geschehen sie doch stets selbst von einem kulturellen Standpunkt aus. Anhand konkreter Beispiele untersucht der Band kontroverse Wahrnehmungen und Darstellungen von Kulturtransfer in und zwischen Asien, Europa und der arabischen Welt. In allen drei Weltregionen spielen die behandelten Repräsentationen eine bedeutende Rolle bei der Bestimmung von »eigener« und »fremder« Kultur.
Die Oratorik europäischer Parlamente in Spätmittelalter und Früher Neuzeit
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Die europäischen Repräsentativversammlungen des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit verfügten über eine ausgeprägte rhetorische Kultur. Anders als in modernen Parlamenten wurde kaum über Sachfragen gestritten, vielmehr wurde eine Art symbolische Kommunikation gepflegt. Die Reden dienten vor allem der Bewahrung des Konsenses, konnten aber durch feinste Nuancen in Inhalt und Form auch Konflikte zum Ausdruck bringen. Der Band versammelt erstmals Untersuchungen zu diesen vormodernen politischen Redekulturen in Europa.
Die städtischen Eliten von Montauban vor dem Inquisitor Petrus Cellani (1236/1241)
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Im Jahr 1241 verurteilte der Dominikanerinquisitor Petrus Cellani über 250 Einwohner der Stadt Montauban wegen ihrer Kontakte zu katharischen und waldensischen Ketzern. Die betroffenen Büßer und Büßerinnen, zu einem Drittel Frauen, gehörten überwiegend zu den politischen Eliten, den Geschlechtern der Konsuln. Trotz dieser Inquisition überstand die Führungsgruppe der Stadt die Situation ohne größere Folgen. Die Büßer nutzten eine rechtliche Neuerung im Inquisitionsverfahren, die es ermöglichte, bei freiwilligen und vollständigen Aussagen die schwersten Sanktionen zu vermeiden. Daher erhielten sie lediglich Wallfahrtsbußen oder die Verpflichtung, Kriegsdienst für das bedrohte Konstantinopel zu leisten. Tatsächlich wurden diese Bußen jedoch nicht wie vorgesehen ausgeführt, sondern in eine kollektive Expiation umgewandelt: den Neubau der Stadtkirche. In der Folge gewannen die urbanen Eliten, trotz ihrer früheren Häresiebelastung, sogar an Einfluss auf die als reformbedürftig empfundene katholische Praxis in der Stadt. Jörg Feuchter verfolgt den Weg der Montalbaner Eliten von der Stadtgründung 1144 über ihre Berührung mit Katharismus und Waldensertum, ihre Strategien im Umgang mit der Inquisition bis zu ihrer religiösen Neuformierung im 13. Jahrhundert. Dabei entsteht ein unerwartetes Bild der Opfer einer mittelalterlichen Ketzerverfolgung.
Immer wieder kommen in Berlin bei Bauarbeiten Spuren des Mittelalters ans Tageslicht. Doch wie sah die Stadt im 12. und 13. Jahrhundert aus? Wie lebten die ersten Berlinerinnen und Berliner? Drei Fachleute beschreiben anschaulich und auf Grundlage neuester Erkenntnisse die Lebenswelt der Menschen an Spree und Havel – von Handel und Gerichtsbarkeit über Kleidung und Ernährung bis hin zu Feiern und Festen.
Historiker betrachten moderne und vormoderne Repräsentativversammlungen oft als getrennte Phänomene, da die Unterschiede zwischen herrscherzentrierten Ständezusammenkünften des Mittelalters und modernen Parteienparlamenten als zu groß erscheinen. Die aktuelle Forschung jedoch erkennt zunehmend die Kontinuitäten zwischen diesen alten und neuen Versammlungen, besonders in der politischen Kultur. Selbst moderne Demokratien stehen in mancher Hinsicht noch 'im Schatten des Königs' (Philip Manow), und viele parlamentarische Frühformen, die vor 1789 entstanden sind, bestehen bis heute fort. Ein zentraler Aspekt dieser Kontinuität ist die im Spätmittelalter entwickelte Redekultur ständischer Versammlungen sowie deren Visualisierung und räumliche Inszenierung. Der Sammelband, herausgegeben von Jörg Feuchter und Johannes Helmrath, untersucht diese Themen und entstand aus einem Forschungsprojekt an der Humboldt-Universität zu Berlin. Die 16 Beiträge analysieren Vergleichskriterien zwischen älteren und modernen Parlamenten und bieten epochenübergreifende Analysen, von den französischen Ständeversammlungen des Spätmittelalters bis zum deutschen Reichstag des 19. Jahrhunderts. Ein Schwerpunkt liegt auf dem englischen Parlament, aber auch die Loya Jirga Afghanistans und die russische Duma von 1905/1906 werden behandelt. Medialisierung und politische Ikonographie sowie die Inhalte und Kontexte parlamentarischen Redens stehen ebenfalls im Foku