Das Buch untersucht die vernachlässigte Rolle des Antikommunismus in der österreichischen Zeitgeschichte nach 1945. Es zeigt, wie der Kalte Krieg alle gesellschaftlichen Bereiche beeinflusste und die SPÖ-Führung bereits früh gegen linke Tendenzen vorging. Dies führte zur Marginalisierung der Kommunisten und hat bis heute Auswirkungen auf die politische Landschaft Österreichs.
Vom jungen Nazi-Gegner zum linken Journalisten. Mit einem Anhang zur Parteipublizistik nach 1945
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Kann man durch Karl May zum Antifaschisten werden? Ja, wenn man lieber Winnetou liest, als sich in Deutschem Jungvolk und der HJ zum stählernen Herrenmenschen drillen zu lassen. Hubert Friesenbichlers Hass auf Hitler wird so groß, dass er mit 16 Jahren sein kleinbürgerliches Elternhaus in Salzburg verlässt, um in die Schweiz zu flüchten. In den dortigen Arbeitslagern wird er zum Kommunisten und nach seiner Rückkehr in die Heimat später zum Parteijournalisten. Aber die Zweifel wachsen, und Friesenbichler wird zu einem wichtigen Sprachrohr der Reformkräfte in der KPÖ. Im Streit um die Invasion der CSSR 1968 aus der Partei ausgeschlossen, manifestiert sich auch in der Leitung weiterer linker Zeitschriften sein Widerspruchsgeist gegenüber autoritären Dogmen. Hubert Friesenbichlers schriftlich festgehaltene Erinnerungen wurden von seinem Sohn Georg durch eigene Recherchen u. a. im Schweizer Bundesarchiv, bei Verwandten und Weggefährten ergänzt. Zusätzlich beleuchtet Georg Friesenbichler ausführlich die von der Forschung vernachlässigten Medienimperien, die Österreichs Parteien einst besaßen, und geht der Frage nach, was aus der linken Publizistik wurde.
Jeans gegen Bügelfalte - schon das musste im verschlafenen, konservativ geprägten Österreich der beginnenden Siebziger als Protest wirken. Parallel zur Modernisierungspolitik der SPÖ-Alleinregierung von Bruno Kreisky entwickelte die junge Generation ein neues Lebensgefühl, das von Rock-Musik ebenso beeinflusst war wie von der Studentenrevolte der Sechziger. Es traf sich mit einer Phase des Umbruchs und des Wertewandels, weg von der exzessiven Konsumgesellschaft hin zu ökologischem Denken. Georg Friesenbichler beschreibt in seinem Buch, in welchen Formen sich diese Umbruchphase realisierte: Anti-Militarismus, Bildungsdebatten, Faschismus-Diskussion, Kampf für die Fristenlösung und die Entstehung von Bürgerinitiativen sind einige Beispiele. Das späte Aufbegehren wirkte weit in die folgenden Jahrzehnte hinein: Die Arena-Besetzung erzielte mit zivilem Ungehorsam erstmals Breitenwirksamkeit. Der Erfolg bei der Volksabstimmung gegen das AKW Zwentendorf gab der Umweltbewegung jenen Schwung, der sie in den Achtzigerjahren ins Parlament brachte. Die Frauenbewegung ist ohne ihre Vorkämpferinnen in den Siebzigern nicht denkbar. Aus solchen Vorgaben bildete sich ein neues Milieu, eine neue Wählerschicht mit gewandelten Einstellungen und Moralbegriffen. Von revolutionären Träumen ist der jungen Generation von damals nicht mehr viel geblieben - dennoch hat sie zur Veränderung der Gesellschaft beigetragen.